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Die Mahdisten nähern sich. Verrat allenthalben. 159 Keremallah verlegt, so daß die erwähnte Gesandtschaft in Ssabbi liegen blieb. Unter diesen schwierigen Verhältnissen gab Emin die entfern teren Stationen auf, um seine Truppen möglichst nach der Nil linie Lado-Dufilä zusammenzuzichcn. „Mit blutendem Herzen", sagt er, „habe ich alle nicht durchaus nötigen Stationen aufgeben müssen." Je weiter der Kampf der Regicrungstruppen gegen die aufsässigen Danagla und der letzteren gegen die Neger und Dra- gomane um sich griff, je blutiger die zahllosen Gemetzel wurden, um so mehr wurde Emin niedcrgebeugt. Er war, wie er an Junker schrieb, in der letzten Zeit so grau geworden, daß sich alle darüber wunderten — „hoffentlich lebe ich nicht, um den völligen Zusammenbruch all meiner Arbeit und Mühen zu sehen" — fügte er hinzu. Große Hoffnung hatte er nicht mehr, aber er war entschlossen, wenigstens ehrenvoll untcrzugchcn; schreibt er doch am 22. Oktober 1884 an seinen Freund Schwcinfurth: „In zwischen habe ich Lad» zu einer ganz ansehnlichen Festung umgc- schaffen, mit tiefem Wallgraben, hohen Wällen, Bastionen, Zug brücken u. s. w. Wenn cs nun einmal ans Sterben gehen soll, so wollen wir wenigstens einen ehrlichen Soldatcntod sterben. Und weit ist das nicht von uns, glaube ich. Ich mag's meinen Leuten nicht zeigen, aber viel Hoffnung habe ich wahrhaftig nicht mehr, um so mehr, als ein neuerlicher Brief Keremallahs davon spricht, daß Chartum vom Mahdi in Person belagert sei und bis heute wohl kapituliert hat." Während es in und um Lad» noch ruhig blieb, trafen aus dem Nordwesten und Norden schlimme Nachrichten ein: Amadi war von den Danagla eingeschlossen, und bei Bor waren die Nc- gierungstruppen geschlagen worden. Wohl hatte Emin schnell Entsatz nach Amadi abgeschickt, aber auch dort lauerte der Verrat. Der Kommandant und zwei Offiziere wollten die Station an Keremallah ausliefern, aber der größere Teil der Offiziere und die Soldaten blieben treu. Wiederholt forderten sic die höheren Offiziere auf, einen Ausfall zu machen und sich durchzuschlagen; aber vergebens. Neunzehn Tage nährten sich die wackeren Trup pen von Rindshäuten und aßen schließlich ihre Sandalen, wäh rend die maßgebenden Offiziere Schnaps tranken und es sich wohl sein ließen. Endlich verließen die Verzweifelnden, von 6 braven Offizieren geführt, die Station und schlugen sich mutig durch die Übermacht durch. Die Feinde hatten schwere Verluste, aber auch