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Das Volk der Monbuttu. 145 bergen, doch fanden alle, die das Land kaum betraten, untrügliche Anzeichen derselben auf Schritt und Tritt. So stieß Schwein furth einmal auf eine Anzahl junger Weiber, die eben damit be schäftigt waren, vor der Thür ihrer Hütte auf dem geglätteten Estrich von Thon die ganze untere Hälfte eines Leichnams durch Brühen in kochendem Wasser zu säubern. Ein andermal sah er beim Eintritt in eine Hütte den noch frischen Arm eines Menschen, der über dem Feuer gedörrt und geräuchert wurde. Daß die Monbuttu unter Umständen selbst ihre eigenen Leute nicht verschmähen, dafür bringt uns Junker den Beweis. Er erzählt:*) „Mittlerweile ging der Mittag vorüber, der Himmel über zog sich mit schwarzen Wolkcnmasscn, ein heftiger Regen hing in der Luft, und dies verzögerte abermals die Absendung des Gepäcks. Dieser Tag brachte mir jedoch noch Erregungen anderer Art und lehrte mich den Kannibalismus der Monbuttu**) näher kennen, dem die Stämme südlich vom Uöllc noch mehr als die A-Sandeh fröhncn, denn sie verzehren selbst Leute des eigenen Stammes und alle zum Tode Verurteilten. Nach dem dortigen Aberglauben kann niemand eines natürlichen Todes sterben, sondern an dem Tod jedes Menschen muß ein anderer die Schuld tragen, den auch das „Mapi»ge"-Orakcl bald ausfindig macht. An Gelegen heit, Mcnschcnslcisch zu essen, fehlt cs daher bei den Monbuttu nicht. Der nähere Grund zu dem blutigen Drama jenes Tages war folgender: Ein Verwandter Mambnngas war gestorben, und das Orakel bezeichnet«: zwei Burschen als Urheber des Todes, womit also auch ihr Urteil gesprochen war. Der eine Verurteilte entwich beizeiten zu den A-Barmbo, der andere aber fiel als unschuldiges Opfer. Obgleich die Verhandlungen in meiner nächsten Nähe ge führt wurden, hatte ich doch keine Ahnung davon; erst Farag Allah berichtete mir, was vorgefallcn, und sagte, er habe selbst ge sehen, daß- der geknebelte Bursche zu mir habe flüchten wollen, jedoch aus dcm.Handak hinausgcschlcppt worden sei, um gehenkt zu werden, und daß das Fleisch später von der Volksmenge ver speist werden würde. In der Hoffnung, das unglückliche Opfer möglicherweise doch noch zu retten, wobei ich auf die Habgier *) A. a. O. Bd. II S. 316 ff. **) Wir setzen den gewöhnlicheren Namen; Junker nennt das Volk „Mangbattu." Ruhle, Deutschc Asrikarciscnde, Bd. ». 10