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Der Aufstand im Sudan. 123 Tewfik Pascha war Vicekönig geworden. Auch Gordon, durch manche Enttäuschungen verbittert und körperlich leidend, war, wie wir bereits andeuteten, von seinem Posten zurückgetreten. Der neue Generalgouverneur Rauf Pascha war weit entfernt von den edlen, menschenfreundlichen Anschauungen seines Vorgängers; er war ein Beamter von der alten türkischen Art, unter dem die frühere Paschawirtschaft wieder üppig aufblühte. Es war sehr verhängnisvoll, daß die neue Regierung die durch den Mahdi hervorgerufene Bewegung unterschätzte und durch aus der nötigen Thatkraft ermangelte, um den Aufrührern ihr Handwerk zu legen. Der Mahdi hatte sich durch die Aufforderung, keine Steuern zu zahlen, der Aufwiegelung schuldig gemacht, und es wäre nun die Pflicht der ägyptischen Regierung gewesen, gegen den gefähr lichen Mann einzuschreiten. Statt aber einen tüchtigen Offizier mit einer genügenden Streitmacht abzuscnden, schickte der General gouverneur einen gewissen Abu Saud, einen übelbelcumundeten Offizier, mit 200 Mann nach Aba, um über die Persönlichkeit des Propheten Erkundigungen einzuziehen und unter Umständen denselben nach Chartum zu bringen. Abu Saud begab sich auch wirklich zum Mahdi; aber anstatt ihn festzunehmen, ließ er sich mit demselben in ein theologisches Gespräch ein und kehrte darauf unverrichteter Sache nach Chartum zurück. Er berichtete seinem Vorgesetzten folgendes: „Ich kam nach Aba und fand dort Mo hammed Achmed mit einer Umgebung von 5—600 Mann, alle mit Eiscnketten umgürtet und mit gezogenen breiten Schwertern um den Propheten stehend, der auf einem erhöhten Stuhle saß, mit einem Stabe in der Rechten. Als ich ihn fragte, was er denn eigentlich wolle, sprach er von seiner Mission und der Er scheinung des Propheten Mohammed, welcher ihn als Mahdi berief; wer nicht an ihn glaube, sei kein echter Islam. Ich ant wortete ihm, daß ich und die Regierung ja ebenso islamitisch sei als er selbst. Er aber verneinte dies, weil wir duldeten, daß die Christen Kirchen hätten, ja, sic sogar beschützten und die Regie rung überdies Steuern cintreibc. Als ich ihm riet, sich nicht gegen die Regierung aufzulehncn und sich zu ergeben, da er der selben gegenüber nichts machen könnte, weil sic über Soldaten, Hinterlader, Kanonen und Dampfschiffe verfüge, sagte er: „Wenn die Soldaten auf mich und meine Anhänger schießen, so werden