102 Besuch einer innerafrikanischen Salzkammer. Strandlinie; vor ihr erwachsen an einigen Stellen des überall flachen Sees ganze Binsendickichte in voller Blüte, und hier gelang es mir, ein Exemplar der echten, westlichen ll^pkmntiaa er^kluop« zu erbeuten, die auf unserm Gebiete zu den größten Seltenheiten gehört. Die Strandvegetation ist eine äußerst spärliche: seltenes Schilf, Aristida, Calotropis, Datura, Solanum. Nach kurzem Gange schon haben wir die letzten Ansiedelungen hinter uns und wenden uns landein. In zwei Absätzen hebt sich hier der Boden stufcnartig; die Stufenränder zeigen thonige, rötliche Erde mit eingelagertem Pflanzendetritus und einigen Schneckenhäusern: wir haben hier demnach die Schichten des Schwemmlandes vor uns — der Strand das in der Bildung begriffene, die oberste Stufe das älteste durch Abspülung von den Bergen und allmähliche Auflagerung erhöhte. Der Rand der obersten Stufe erhebt sich etwa 10 m über die Oberfläche des Sees. Zwischen Gruppen von Hütten hin, die alle sehr unsauber und unordentlich aus- sehen — die Leute sind zu entschuldigen, denn langes Gras zum Hüttenbau muß von jenseits der Berge gebracht und mit Salz erkauft werden — nehmen wir unfern Weg, der nach einer leicht westlichen Abbiegung uns an den Rand der großen Salzwerkc führt. Zur Linken bleibt dicht neben uns die hohe Bergkette, an deren Fuß die heißen Quellen liegen, zu denen wir nun niedcrstcigcn. „Wir befinden uns hier im Grunde einer ziemlich tiefen Schlucht, deren hinterstes Ende eine halbmondförmige Einbuchtung darstellt, gebildet von senkrechten Abstürzen der Bcrgmassen. In chaotischer Verwirrung liegen Urgebirgssplitter, welche durch die vereinte Einwirkung von Hitze und Feuchtigkeit häufig ein wacken- artiges Aussehen angenommen haben; der Boden und die Steine sind so heiß, daß man die Hand nicht auflegen kann und der be schuhte Fuß die Hitze empfindet. Von allen Seiten brodelt und zischt es, aufgurgelnde Gase entquellen dem heißen Schlamme. Hunderte kleiner Quellen entspringen dem überhitzten Boden und füllen die Luft mit schwefeligen Gasen, in welche sich ein leiser Geruch nach Erdpcch mengt. Die Lufttemperatur ist so hoch, daß man wie in einem Dampfbade nach Luft ringt, und der von allen Seiten aufstcigende Dampf des kochenden Wassers mehrt diese Ähnlichkeit. Kabiggo nennen die Wanjoro diese Hexenküche, in der wir eine höchst merkwürdige Werkstätte thätigcr Naturkräfte begrüßen. Unter Steinen, aus Felsritzen, unmittelbar aus dem Boden sprudelt das völlig klare, im Glase ein wenig gelblich aus-