98 In der Station Ladö. bald Wieder bedürfen einige fieberkranke Artilleristen neuer Arznei, und schnell muß Chinin verschrieben werden; hier wieder nimmt ein Schlangenbiß ernste Pflege in Anspruch, und dort muß der Arm eines Mannes, der von einem Leoparden entsetzlich zerfleischt ist, nachgesehcn werden, doch scheint die Hülfe vergebens zu sein, denn der Ärmste ist bereits von einem heftigen Starrkrampfe be fallen. Jeder einzelne Krankheitsfall wird von dem pflichttreuen Arzte mit peinlicher Sorgfalt behandelt, und bald ist Vita Hassan, der Apotheker, an seinem Arbeitstisch bemüht, den Vorschriften seines Herrn in jeder Beziehung zu genügen. Um 8'/z Uhr gingen alle Mannschaften außer den Schild wachen znr Feldarbeit. Einige besorgten ^das Feld, andere schöpften Wasser oder holten Holz, und wenn der Tau aufgetrocknet war, trieben etliche das Vieh auf die Weide. Von 11^ bis 2>/zUhr war Ruhe, worauf die Mannschaft wieder bis 5 Uhr arbeitete. Um diese Zeit kehrten alle in das Fort zurück. Um 8 Uhr fand wieder Appell statt, und um 9 Uhr mußten auf das gegebene Signal alle Feuer in der Station ausgclöscht sein. Ein Offizier machte die Runde, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Im Sudan ist nämlich das Feuer ein schlimmer Feind der Senden, und leicht könnte eine ganze Station den Flammen zum Raube werden. Auch Lado war im Jahre 1878 von einer Fcuersbrnnst heimgesucht worden, und der an den aufgestapelten Vorräten ange richtete Schaden war ein beträchtlicher gewesen. Emin hat um 9 Uhr morgens den Arzt mit dem Beamten vertauscht und arbeitet im Divan bis 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 5 Uhr. Die Geschäfte aber häufen sich oft so, daß er auch die Nachtzeit zu Hülfe nehmen muß. Bald sind Rech nungen durchzusehen, bald bedürfen Berichte schneller Erledigung. Aber die Arbeit wird unterbrochen durch das Eintreten mehrerer Häupt linge, die schlimme Beschwerden über ungerechte Beamte Vorbringen wollen. Kaum ist mit vieler Mühe der Thatbestand ausgenommen, so erscheint der Eilbote eines Wekils, der schnell abgcfertigt werden muß. Dann wieder findet das Verhör eines Verbrechers statt, und nun meldet sich ein Offizier zur befohlenen Berichter stattung. So geht die ermüdende Thätigkeit fort. In seiner Einsamkeit und bei seiner aufreibenden Arbeit fand Emin eine Erholung, die ihm Bedürfnis war: das Studium der Naturwissenschaften. Hatten die amtlichen Geschäfte des Tages ihm keine Zeit gelassen zu seinen Licblingsstudien, dann