Volltext Seite (XML)
— 83 — Brüggcr, der im J. 1488 von seinen Mitbürgern zum Tode verurhteilt ward, weil er die Partei Maximilians er griffen halte. — Die Grabmäler Karls und Mariens sind gewöhnlich mit einem hölzernen Kasten umgehen, der aber gegen ein Trinkgeld von dem Küster weggenommen wird. — Das Johannis-Hospital (höpital St. Jean), dem Haupt- Eingange der Liebfrauen-Kirche gegenüber, würde als Gebäude und als Krankenhaus nur wenig Theilnahme er regen ; es ist aber wegen der dort aufbewahrten Gemälde von Mcmling ' nicht nur eine der grössten Sehenswürdig keiten Brügges, sondern selbst ganz Belgiens. Ehe wir u>n diesen Kunstschätzen sprechen , zuvor ein Wort vom Künstler. Johann Memling, erzählt man, war in seiner Jugend ein gar lockerer Geselle, und sah sich zuletzt, sein Leben zu fristen, gezwungen, Kriegsdienste zu nehmen. ' Johannes oder Hans Memling, geboren zu Damme hei Brügge, 1450 (nach Andern zu Konstanz. 1459), wird auch Hansllemmling, Ilemling oder Hemmelink genannt, doch ist wohl der erstere Name der richtigere (siehe Messager des Scienceset des Avis. Gand, 1825, ji»4-7 und Kunstblätter, 1821, Stuck 11). Er war unstreitig einer der ersten Maler der Niederländischen Schule, voll der lebhaftesten Einbil dungskraft; seine Gemälde zeichnen sich vorzüglich durch eine sorgfältige Vollendung aller Theile und durch das le bendigste, kraftvollste Kolorit aus. Letztere Eigenschaft erregt um so mehr Erstaunen, als Memling, obgleich van Eycks Schüler und Nacheiferer, nie mit Oel malte, sondern sich stets dervormals üblichen Mischung von Leim, Gummi und Eiweiss bediente. Ausser den, im Johannis Hospital aufbewahrten Gemälde besitzt man nur sehr wenige Stücke von diesem grossen Künstler.