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7476 sehe. Bei dieser Gelegenheit hatte er es für seine Pflicht, wenig stens einige Vorwürfe, die in der Presse und anderwärts der jetzigen Zusammensetzung der Kammern gemacht worden seien und welche in letzter Zeit, nach seiner Ansicht, daS zulässige Maß über schritten hätten, zurückzuweffen. Der Borwurf z. B., daß nach der dermaligen Zusammensetzung der Kammer nur einem kleinen Theile Bevorzugter eine Mitwirkung an dem öffentlichen Leben deS Landes zustehe, habe höchstens vom Standpuncte des allgemeinen Stimmrechts auS einige Berechtigung. Dies dürfe aber nach seiner Ansicht keine-wegö der alleinige, an unsere Verfassung zu legende Maßstab sein. Naheliegender sei der Vergleich mit den Verfassungen anderer konstitutioneller Staaten. Ziehe man diesen, so werde man finden, daß unsere gesetzlichen Bestimmungen, nach denen Jeder, welcher ein bewohnbares Grundstück besitze, oder 2 bis 3 Thlr. Steuern zahle, stimmberechtigt sei, die Grenzen des activen Wahlrechts un gleich weiter zögen, als dies nach den Verfassungen anderer Länder der Fall sei. Er erinnere z. B. an England, wo ein CensuS von durchschnittlich 10 Pfd. Sterl. MiethzinS bestehe und wo die neuesten Reformanträge nur eine Ausdehnung des Stimmrechts durch eine Herabsetzung des CensuS, keineswegs aber Einführung deS allgemeinen Stimmrechts bezweckten. In Belgien bilde eine directe Steuer von ca. 11 Thlr. die Grundlage deS activen Wahl rechts. Auch sei mit nur wenigen Ausnahmen in den deutschen Verfassungen daS allgemeine Sttmmrecht nirgends als Basis an erkannt. Ueberall fänden sich Beschränkungen, und zwar in dreierlei' Weise; entweder durch CensuS, oder durch Beschränkung des acti ven Wahlrecht- auf die in der Gemeinde Stimmberechtigten, oder endlich durch Classenbildung für die Wahlmännerwahlen (Preußen und Hessen 3, Braunschweig 2 Elasten). Dies habe er geäußert lediglich um einer Pflicht der Gerechtigkeit und der geschichtlichen Wahrheit zu genügen, keineswegs aber um die Räthlichkeit einer Abänderung unserS Wahlgesetzes zu verneinen. Die Aufrichtigkeit der von der Regierung gegebenen Zusage noch ausdrücklich zu be stätigen, könne er nicht für seine Aufgabe halten, am wenigsten aber nach der Stelle, von welcher aus dieselbe gegeben worden. Die Regierung werde beim Wiederzusammentritte der Kammer ihr Versprechen lösen, und hege er den lebhaften Wunsch, daß man dann mu Gewissenhaftigkeit, Unbefangenheit und wo möglich mit versöhnlichem Sinne in diese Berathung eintrete. * Leipzig, 8. December. Gestern ist der Bericht der ersten Deputation der ersten Kammer über daS königliche Decret, den Entwurf zu einem Gesetze über Erfüllung der Militairpflicht be treffend (Referent: Bürgermeister Hennig), im Druck erschienen. Die Deputatton, von der Ansicht ausgehend, daß auch dieses Decret eine nothwendige Consequenz deS unterm 21. October d. Ä. abgeschlossenen Friedensvertrags und insbesondere der Grundzüge der Bundesverfassung vom 10. Juni d. I. sei, hat nicht für rath- sam gehalten, ihrerseits wesentliche Abänderungen zu den einzelnen Bestimmungen in Vorschlag zu bringen. Die wenigen Abände rungen beziehen sich jedoch nicht auf die Hauptprincipren deS Ent wurfes. Auch soll in §. 103, daS Recht der bisherigen Dienst reservisten und Zurückgestellten u. s. w. auf Stellvertretung be treffend, zwischen §. 102 und 103 des Entwurfes eingeschaltet werden. Der Deputationsantrag geht dahin: „von einer speciellen Berathung der einzelnen Paragraphen deS Entwurfs abzusehen, denselben vielmehr mit den beantragten Abänderungen und Er gänzungen anzunehmen." * Leipzig, 8. December. Da eS uns in Sachsen immer von Interesse sein muß, wie die preußischen officiösen Blätter über unser Vaterland sich aussprechen, thellen wir hier mit, waS die N. Allg. Ztg. in ihrer neuesten Nr. schreibt: AuS Dresden gehen unS von vollkommen kompetenter Stelle nachstehende inter essante Mittheilungen über die Art und Weise, in welcher sich dort fett dem Friedensabschluffe die Verhältnisse zu Preußen, speciell zur preußischen Besatzung gestaltet haben, zu. ES heißt da: „Der König und Hof sind durchaus zuvorkommend, eS liegt kein Anlaß vor, von dieser Seite die Loyalität gegen Preußen in Frage zu stellen. Die Minister folgen den königlichen Intentionen, sind offen in ihrer Sprache, bereitwillig und erwecken in der Behand lung aller schwebenden Angelegenheiten durchaus Vertrauen. Die Beamten, auch theilweise in den Ministerien, gehören der Beust'schen Schule an, bei ihnen ist der Bruch mit der Vergangenheit nicht be merkbar, die Regierung würde gut thun, die neue Aera durch Besei tigung einiger Persönlichkeiten dem Lande mehr anschaulich zu machen. Die Kreise der ersten Gesellschaft waren den preußischen Sympathien bisher nicht zugänglich, viele Beziehungen hier lebender Preußen mit sächsischen Familien sind sogar völlig abgebrochen, das Aeußerste, was in dieser Beziehung noch geschieht, sind die Formalien der Begrüßung. — In den bürgerlichen Kreisen sind die Handelsbe ziehungen maßgebend für Sympathie oder Antipathie. Die social demokratische Partei rührt sich sichtlich, sie benutzt einige unerhebliche Schlägereien in Tanzlocalen zur Verleumdung der königlich preußischen Truppen und glaubt mit dem von der Demokratie in vergangener Zeit angewendeten Apparat in frechster Weise Capital machen zu können. — Da- sächsische Ministerium ist hierauf bereits aufmerksam gemacht, die Verfolgung der ^Mitteldeutschen BoUSzettung" beantragt und es läßt sich die Er wartung hegen, daß die offizielle Presse diesem Getreike entgegen treten wird. Schweigen oder gar Ableugnen würde allerdings nicht allein diesem Zustand nicht förderlich sein, sondern auch den königlich preußischen Behörden Veranlassung geben, in ihrem un bedingten Vertrauen vorsichtiger zu sein. Das Verhält»iß zur sächsischen Armee rst den Verhältnissen gemäß ein gute-, eS finden sich in den Kreisen der Offiziere so gleichartige Elemente der Fa milie und Erziehung, daß sich auf eine gute Waffenbrüderschaft hoffen läßt. L)ie norddeutsche Elastizität deS Geistes und Körper-, die Strebsamkeit, der Fleiß und Ernst finden sich hier in gleichem Maaße. wie in unserer Armee, und sind auch hier in den obersten Führern der Armee ebenso vertreten, wie bei denen der preußischen Armee. Sobald das jetzige Interimistikum vorüber ist, welche- allerdings der Unbestimmtheit halber noch manche Unzuträglichkeiten und peinliche Erörterungen nach sich ziehen wird, und sobald der Friedensabfchluß seit so vielen Monaten wie jetzt Wochen datirt, wird sich auch ein Verhältniß bilden, welche- der Gleichartigkeit der Völker entspricht. Die Politik wird, wenn gleiche Interessen erst verfolgt werden, auf die jetzt noch schmollenden Gemüther ihre Wirkung nicht verfehlen, und Preußen wird in Sachsen, wie wir von deS Schicksals Fügung hoffen, einen wahren Bruderstamm finden." ** Leipzig, 8. December. DaS nächste „Euterpe - Concert" verspricht durch vortreffliche lAuSwahl deS einheitlich zusammen- gestellten Programm-, so wie durch Besetzung mit hervorragend«» Kräften, eines der schönsten der diesjährigen Concertzeit zu werden. „Die erste Walpurgisnacht" hat Leipzig noch nicht funter Mit wirkung der Herren Gunz, Mitterwurzer und Freuy ge hört; eine Vereinigung, würdig dieses Kunstwerkes von seltener Schönheit, in welchem der Dichter wie der Componist gemeinsam um die Palme ringen: durch überaus gefällige und klare Form, wie durch eine in glücklichster Inspiration durchgeführte Zeichnung der Handlung und deS Ortes. ES ist schwer zu bestimmen, od die Dichtung durch größere Frische und tieferes Eindringen in da- Darzustellende sich auSzeichne, oder daS Tongemälde. — Der zweite Therl bringt unS aus der Oper „Tell", deren dramatisches Feuer und lebenswahre Formenschöne auch im Concertsaale ihre volle Gewalt auSüben, eine Reihe Ensemble-Sätze unter Mitwirkung der genannten drei SangeSmeister, also in einer Besetzung, wie sie kern Theater gegenwärtig in gleicher Vollkommenheit bietet. - Wir können nicht umhin der rüstig strebenden Concert-Direction schon heute einen aufrichtigen Dank auszufprechen, in welchen ge wiß alle Musikfreunde einstimmen, die es ehrlich mit der Kunst meinen und denen der Ruf unseres Leipzig auf musikalischem Ge biete nicht völlig gleichgültig ist. —l. Leipzig, 8. December. Für die Lotterie deS säch sischen Milrtar-HülfSvereins sind während der letzten Tage noch sehr reiche Geschenke eingegangen, so u. a. von Ihrer königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin ein prächtiger Granatenschmuck, eine kostbare Broche, bestehend auS einem schönen Chrysolith in antiker Fassung, ein großes Photographienalbum in Prachtlederband, ein feiner Eigarrenkoffer von Leder, ein Kleider- haltrr mit sehr schöner Stickerei. Von anderer Sette eine werth- volle goldene Damenuhr, div. Flaschen feiner Weine u. s. w. — Die Geschenke der Frau Kronprinzessin sind durch die gütige Ver mittelung deS Herrn Schuldirector Clauß in Dresden emgelie- fert, welcher dort schon früher außerordentlich zahlreiche und werth volle Gaben zur Verloosung sammelte, überhaupt daS ganze Unter nehmen in höchst anerkeunenSwerther Weise gefördert hat. * Leipzig, 8. December. Gestern hörten die Bewohner der IohanniSvorstadt den noch nicht vernommenen Ton eines großen Glockengeläutes; eS wurde nämlich in der Iauck'schen Glocken gießerei daS neue Glockenwerk für die Kirche zu OelSnitz im Voigt lande geprüft. Die Formen zu diesen Glocken sind in vergangenem Herbste gefertigt, der Guß fand vor wenig Wochen statt und wurde daS beim großen OelSnitzer Brande geschmolzene alte Glockengut mit verwendet. DaS neue Geläute, welches, wie wir hören, ein Gesammtgewicht von etwa 90 Centn« (die größte Glocke allein fast 50 Centn«) besitzt, bildet den vierstimmigen Dm-Akkord Lvb'L, und ist als ein in jeder Beziehung wohlgelungenes Werk zu betrachten, da, nach dem Urtheile MustkverstLndiger, die Harmonie sehr rein getroffen. Interessant ist die an der größten Glocke angewendete verbesserte Lautvorrichtung, durch welche die Frictton der Zapfen fast gänzlich vermieden und ein verhältniß- mäßig leichtes Lauten der schweren Glocke ermöglicht wird. Auch die drei neuen Glocken für die Kirche zu Wachau und die für die Kirche zu Portitz stehen aufgestellt, drei Formen zu einem Geläute für die Kirche zu Riesa sind ziemlich vollendet und wird in den nächsten Tagen der Guß stattfinden. * Leipzig, 8. December. Einem in der Stadt weit ver bretteten Gerüchte zufolge ist da- gegen Künschner gefällte TodeSurtheil von Sr. Majestät dem König bestätigt wor den, und eS dürste die Vollstreckung desselben innerhalb des hie sigen BezirkSgerichtSgebäudeS nun demnächst erfolgen. ) Leipzig, 8. December. Im IacobShoSpttale ist gestern Abend der am 18. October d. I. auf hiesigem Dre-dner Bahn hose verunglückte Wagenschieber Ferdinand Kade aus Lindenau gtt bele siefi hän gest. daS letzt' sich darf vr. mein der! wäre mit' zuste! Einn Man grün' in lei für d empfi Würl mit H. 37 Localj rathet zusehk blicun deS L. (Erlä in di Aufsic dann die Sl wird. Wegfo Gemei meind wie ze um Cc es beii erhöbe fallen selbst s Autori zelnen irriger lung d theil d Zahl ' und B Landge Vorstai meinde- werden laufend Verant unterw sondern einer kl im Gen §. 5i r Nachche und Pe Aufbrin der Rer gewachst der in machen sich die wahren. Thätigkt die kövi der Erl In den