82 Aus dem Morgenlande. ägyptischen Stadt Assuan, der älteren Stadt Syene, deren ägyptischer Name Siwene so viel als „Handelsplatz" bezeich net, die Südgrenze des ägyptischen Reiches. Sie liegt am rechten Ufer des Nils in einer palmenreichen Gegend; in ihrer Nähe befinden sich die weltberühmten Steinbrüche von Rosengranit, aus welchen die Pharaonischen Baumeister und Künstler das Hartmaterial zu ihren Werken zu beziehen pflegten. Die riesigsten Blöcke, ich habe nur an die Obe lisken zu erinnern, fanden ihren Weg von hier aus nach den nördlich im Lande gelegenen Städten und Tempeln. Gegenüber von Syene breitete sich die gleichfalls von Palmen bekränzte Insel Elephantiue aus, offenbar so benannt als Stapelplatz für das sudanesische Elfenbein. Die Tempel bauten, welche meist die Insel schmückten, sind bis aus wenige Überreste vom Erdboden verschwunden und mächtige Scherben haufen allein bezeichnen heutzutage ihren ehemaligen Standort. In den Zeiten der späteren ägyptischen Dynastien, als . Äthiopien für Ägypten so gut wie verloren war und Ein fälle der dunklen Bevölkerung, nach der ägyptischen Grenze hin, die südlichsten Teile des Pharaonenreiches bedrohten, befand sich regelmäßig eine ägyptische Garnison auf Elephan- tine, um die Grenze zu decken und über die Sicherheit der Gegend zu wachen. Schon der alte Herodot weiß davon zu erzählen, denn er berichtet von 240 000 Mann — ein wenig stark als eine bloße Garnison auf der schmalen Insel — die unter dem ersten Psammetichos, um die Mitte des siebenten Jahrhunderts v. Ehr., von Elephantine über die Grenze nach Äthiopien hinein abzogen, weil sie vergeblich nach dreijähri gem Aufenthalte auf ihre endliche Ablösung gewartet hatten und des königlich ägyptischen Dienstes überdrüssig geworden waren. Griechen und Römer setzten die alte Gewohnheit des Garnisondienstes fort und Hunderte in griechischer Sprache niedergeschriebene Sold- und Steuerquittungen auf Scherben stücken bezeugen in Schrift und Sprache die Änwesenhcit ausländischer Truppenkörper.