A»s dem Morgenlande. 67 grinsten der eigenen Sache manches darin entstellt. Immer hin bilden die überlieferten Fragmente in unserer Zeit die Grundlagen aller Versuche eines chronologischen Aufbaues der ägyptischen Geschichte. Den ersten Schwierigkeiten be gegnet man in der Annahme oder Abweisung von Neben dynastien; die einen kämpfen dafür, die andern dagegen, so daß die Differenzen über 2000Jahre auseinander gehen. Jeder Forscher, wie dies wirklich und mit Recht bemerkt worden ist, trägt seine eigene Chronologie in der Tasche. Der erste König Ägyptens, Menes, bestieg nach A. Böckh 5702, nach Lepsius 3892, nach Bunsen 3623, nach andern 5613, 4455, 4157, 3917 u. s. W. den Thron. Wo herrscht auch nur die Wahrscheinlichkeit einer annähernd richtigen Bestimmung? Das einzige übereinstimmende Ergebnis der gelehrten Unter suchungen läuft aus die Erkenntnis hinaus, daß die ägyp tischen Könige bereits jenseits der Grenzscheide des vierten Jahrtausends im Nilthale ihre Herrschaft ausgeübt hatten. Nur dem Mangel einer festen Ära ist diese Unsicherheit aller chronologischen Bestimmungen zuzuschreiben. Man be greift es daher, wenn der Priester und nachherodotische Ge schichtsschreiber Manctho, um diesem Mangel abzuhelfcn, zu erst den Versuch wagte, die sogenannte Sothis- oder Hunds sternperiode für die berechnende Chronologie der ägyptischen Dynastien zu verwerten. Das ägyptische Wandeljahr von 365 Tagen begann mit dem 19./20. Juli (Manisch), an dessen Morgendämmerung die Sothis oder der Hundsstern in nächster Sonnennähe aufging. Der fehlende Vierteltag zum Sonnenjahr war schuld, daß derselbe Stern jedesmal nach vier Jahren einen Tag später aufging und erst nach 365x4 oder 1460 Sonnenjahren — 1461 Wandeljahren Wieder an seine alte Kalcnderstelle zurückkehrte. Das war nach den historischen Überlieferungen in dem Jahre 1322 vor und 139 nach dem Anfang unserer christlichen Zeitrech nung geschehen, also der Berechnung nach auch vorher in den Jahren 2784 und 4245. Aber kein gleichzeitiges Denkmal 5*