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18 Aus dcm Morgenlands. Zauberschale und eine neue Lampe aus Metall oder Thon, in welcher sich Öl und ein neuer Docht befinden mußte, ferner zwei neue Kisten, welche, nach ihrer Verwendung zu urteilen, als Stühle dienten, und schließlich ein reiner, unschuldiger Knabe. Das Kind vertrat die Stelle des Mediums, und aus seinem Munde vernahm der Beschwörer, ob der gerufene Dämon oder die Dämonen zur Stelle waren, zugleich auch ihre Geneigtheit, die betreffenden Fragen zu beantworten. Aus den Beispielen, von denen ich mehrere unten in deutscher Übertragung vorgelegt habe, wird der Leser eine Vorstellung über die weiteren notwendigen Vorbereitungen gewinnen. Der Hauptakt der Handlung bestand zunächst darin, das Kind zu hypnotisieren oder, wie der ägyptische Text sich öfters wörtlich ausdrückt, „zu veranlassen, daß es seine Augen schließe". War dies erreicht worden, so rief es der Beschwörer wieder wach oder, wie es im ägyp tischen Stile heißt, „er veranlaßte, daß es seine Augen öffne". Das Kind mußte sagen, was es (im Schlafe) ge sehen und gehört habe, und damit war der Zweck der voll zogenen Beschwörung oder Hypnotifierung erreicht. Das „reine unschuldige Kind" spielt in allen Beispielen die Rolle des Mediums; weshalb? läßt sich leicht behaup ten, da ein griechischer Schriftsteller (Plutarch), welcher über ägyptische Glaubenslehren ein ganzes Werk niedergeschrieben hat, ausdrücklich versichert, daß die Ägypter den kleinen Kindern (Paidaria) eine wahrsagende Kraft beilegten und als Vorzeichen besonders die Ausrufungen nähmen, die sie beim Spielen in den Tempeln zufällig hören ließen. Die von mir beschriebene Handlung fand gewöhnlich in einem sauber ausgewaschenen und abseits gelegenen Zimmer des Hauses statt, welches von der angezündeten Lampe er hellt wurde. Nur der Beschwörer und das Kind waren die einzigen gegenwärtigen Personen. Aber auch an die Sonne und den Mond konnten von der höchsten Stelle im Hause, also vom Dache aus, die Beschwörungen gerichtet werden,