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AuS dem Morgenlande. 27 Das älteste Kulturvolk der Erde, oder die Ägypter, schlug einen anderen Weg ein, indem es sür jede Einheit einer dekadischen Reihe ein besonderes Zeichen schuf, dessen Wieder holung die Vielfachen ausdrückte. Ein stehender Strich be saß den Wert unserer Zahl 1, zwei, drei u. s. w. bis neun nebeneinander stehende Linien hatten die Werte von 2, 3 u. s. w. bis 9. Für 10 bildete man ein eigenes Zeichen in Hufeisengestalt, dessen Wiederholung in derselben Weise die vielfachen von 10 bis 90 dem Auge sichtbar darstellte, ebenso für 100, 1000 u. s. w. bis zu einer Million hin. In der Kursivschrift der Hieroglyphen oder der sogenannten hie ratischen Schrift suchte man die dem Schreibenden Zeit raubenden Wiederholungen der einzelnen dekadischen Zahl zeichen möglichst zu vermeiden und sie für das Auge durch ein einziges Zeichen darzustellen. Ein liegender Strich — z. B. vertrat die Stelle von sss, oder 4, zwei übereinander lie gende m die Stelle von 2x4 Strichen, oder mit anderen Wor ten der Zahl 8 nach ihrer hieroglyphischen Bezeichnungs weise. War cs erforderlich in irgend einer Inschrift von Brü chen zu reden, so spielten auch darin dieselben Bezeichnungen der Zahlen ihre Rolle, nur setzte man ihnen das Wörtchen ro voran, welches soviel als unser „Teil", oder besser — tel, am Schlüsse eines Zahlwortes bezeichnete. Ro 3, ro 4, ro 20, ro 124 hieß soviel als ein Drittel, ein Viertel, ein Zwanzigstel, ein 124stel. Für die Hälfte hatte man ein eige nes Zeichen erfunden, ebenso für °/, und wenige andere Brüche. Im übrigen kannte man nur Brüche mit dem Zähler 1, also */g, '/§, u. s. w. Zum Ausdruck solcher Brüche, deren Zähler größer als 1 war, nahm man einfach seine Zuflucht zur Zerlegung derselben in solche mit dem Zähler 1, deren Summe den gewünschten Hauptbruch ergab. So wurde "/i einfach in die Brüche '/z und '/« zerlegt, die in der schriftlichen Darstellung hintereinander fortliefen. War eine derartige Zerlegung nicht immer durchführbar, so ließ