26 Aus dem Morgenlande. das Zeichen der Null und die Stellung der Zahlen in ihrer Aufeinanderfolge eine so tief einschneidende Bedeutung ge wann, befand sich die Rechenkunst aus der ganzen Höhe ihrer Aufgabe. Von dieser Zeit an waren alle Schwierigkeiten beseitigt, mit welchen die Menschheit der früheren Tage zu kämpfen hatte, um die Zahl zu beherrschen und die verschie denen Rechenoperationen ohne die kleinsten Jrrtümer aus zuführen. Was heute von Schule und Haus an bis zum großen Lebensmarkte hin zu einer alltäglichen Gewohnheit geworden ist und mit der größten Leichtigkeit durchgeführt wird, konnte vordem nur auf mühsamem Wege erreicht werden, wobei alle Hilfsmittel erschöpft wurden, um in langsam tastender Weise das Resultat einer beliebigen Rechenoperation zu ge winnen. Die Finger der beiden Hände genügten anfangs für das Zusammenziehen kleiner Zahlenposten, einen erwei terten Fortschritt kennzeichnet die Anwendung von Steinchen (Calculi nannten sie die Römer und leiteten davon den Aus druck Calculare für die Operationen des Rechnens ab), deren sich die ältesten Rechenmeister bedienten, aber erst die Ein führung des sogenannten Abakus oder Rechenbrettes, wie es noch heutigestags in Rußland und in den Bazaren des Morgenlandes als mechanisches Hilfsmittel bei den gewöhn lichsten Berechnungen verwendet wird, muß als der erste Schritt zu einer vereinfachten systematischen Behandlung der Zahlen auf dekadischer Grundlage bei Griechen und Römern bezeichnet werden. Vor der Einführung der arabischen Ziffern, wie wir sie zu nennen belieben, bedienten sich die eben erwähnten beiden Kulturvölker, ähnlich wie beispielsweise die Ebräer, der Buch staben ihres Alphabets, um die Einer, Zehner, Hunderter, Tausender u. s. w. der dekadischen Zahlenreihen für das Auge erkennbar anzudeuten. Das Beschwerliche einer der artigen Bezeichnungsweise liegt auf der Hand und bedarf keiner ausführlicheren Erörterung.