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24 Aus dem Morgenlands. Wird am besten durch ihr fast ausschließliches Vorkom men in der Gräberwelt Ägyptens festgestellt. Der an den Decken einzelner Königsgräber, von den Pyramiden an, gemalte Nachthimmel ist schwarz mit fünfzackigen gelben Stemm daran, die Götter und die übrigen Bewohner der Unterwelt erscheinen in schwarzer Färbung. Die Tageshclle, die Farbe des Lebens, ist verschwunden und durch die tiefste Finsternis ersetzt. Schwarz erscheint allenthalben als die Farbe des Todes und der düsteren Trauer, gerade wie noch in unserer eigenen Gegenwart. Ich habe darüber kein an deres Wort zu verlieren, denn die Sache ist allgemein be kannt, und ich kann mich mit dem in aller Kürze gegebenen Hinweis auf die Sprache des Schwarzen im ältesten Ägyp ten bescheiden. Wie sehr die Vorstellung der Farbe auf das altägyptische Gemüt einwirkte und zu welchen tiefsinnigen Vergleichen und Stimmungsbildern sie Veranlassung gab, kann nur derjenige ermessen, welcher in die Sprache und das Schrifttum der ältesten Bewohner des Nilthales vollkommen eingeweiht ist. Der Symbolismus der Farbe bricht überall durch, und es wäre eine der dankenswertesten Aufgaben, das tausendfältig zerstreute Material zu sammeln, um bis in das Einzelnste hinein die Fäden der Gedankenrichtung zu verfolgen. Unter allen Umständen müssen die Grundfarben und ihre uralte Skala: Weiß, Gelb, Blau, Grün, Rot, Schwarz als Aus gangspunkt angesehen werden, da die Betrachtung und die Aufzählung aller Erzeugnisse der Natur nicht nach ihrem Werte, sondern nach ihrer Färbung in der angeführten Reihen folge vor sich ging. Handelte es sich um Metalle, so führte man sie in der Ordnung des Hellen oder weißen Silbers, des gelben Goldes, des blauen Eisens, des Kupfergrün, des roten Kupfers, des grauschwarzen Bleies auf. War von Steinen die Rede, so folgte man der Anordnung: Diamant, Topas, Saphir, Smaragd, Rubin, Turmalin oder sonst ein dunkelfarbiger Edel- oder Halbedelstein. Bei Pflanzennamen,