175 Aus dem Morgenlande. Höhlung ausgeleert und nachher mit Lappen ausgefüllt. Das Ohr steht weniger vom Schädel ab als bei Ramses II., es ist durchbohrt zum Tragen von Ohrgehängen. Der Mund ist über Gebühr groß, die dünnen Lippen lassen weiße und gute Zahnreihen erkennen; der erste Backzahn auf der rechten Seite scheint halb zerbrochen oder schneller abgenutzt als die andern gewesen zu sein. Der starke und muskulöse Körper gehört einem Manne von 60 oder 65 Jahren an. Die runzelige Haut bildet hinten am Nacken, unter dem Kinn, an den Hüften und an den Gelenken außerordentlich große Falten, welche übereinander gelagert sind; der König war im Augenblicke des Todes fettleibig. Kurz, Ramses III. gleicht einer Nachahmung Ramses II. in verkleinertem und weicherem Maßstabe; die Physiognomie ist feiner, überhaupt intelligenter, aber der Wuchs ist weniger hoch, die Schultern weniger breit, die Stärke war geringer. Was er selbst der Person Ramses II. gegenüber, das ist seine Regierung der Regierung Ramses II. gegenüber: Feld züge, nicht mehr auswärts, in Syrien oder Äthiopien, son dern an den Mündungen des Niles und an den Grenzen Ägyptens, Bauten, aber in schlechtem Stil und eilig aus geführt, ein frommes Gepränge, aber mit weniger Mitteln, eine unbändige Eitelkeit und ein solches Verlangen es in allem seinem berühmten Vorgänger nachzuthun, daß er selbst seinen Söhnen und beinahe in derselben Reihenfolge die Namen der Söhne Ramses II. gab. Die Mumien beider Könige befinden sich gegenwärtig in ihren Särgen in einem Glaskasten des Museums von Gizeh in der Nähe von Kairo. Das Gesicht liegt frei und die berühmten Könige und Eroberer, deren Kriege und Siege im vierzehnten und dreizehnten Jahrhundert vor dem Beginn unserer Zeitrechnung die Wände ihrer noch erhaltenen Tempel in Theben schmückten, müssen es sich gefallen lassen, von neu gierigen Reisenden als merkwürdige Antika betrachtet zu werden.