A»S dem Morgenlande. 169 nehme», schönen und geistvollen Ägypterin Namens Taim- hotep, die im Alter von dreißig Jahren im Jahre 42 v. Ehr. zu Memphis als die Gattin des Oberpricstcrs Paschirenptah gestorben war. Ihr eigener Bruder Jmhotep, ein gelehrter Priester von derselben Stadt Memphis, widmete ihr ein be sonderes Denkmal, welches gegenwärtig in Paris aufbewahrt wird. Die aus demselben befindliche Inschrift legt gegen den Schluß der verstorbenen Dame die folgenden an ihren Hinter bliebenen Mann gerichteten Worte in den Mund: „O, mein Bruder und mein Gatte und inein Freund, du Oberpriester von Meniphis! Höre nimmer auf zu trinken und zu schmausen, dich zu berauschen in süßer Minne und fröhliche Feste zu feiern. Handle nach dem Wunsche deines Herzens und laß nicht eintreten die Bekümmernis in deine Seele, so viel der Jahre du noch auf Erden weilen wirst. Denn der Westen (die Stätte der Toten) ist eine Welt voll Schlaf und Finster nis, ein schwerer Sitz für die Toten. Sie schlummern darin in ihrer leibhaftigen Körpergestalt und Wachen nicht auf, um ihre Geschwister zu schauen. Sie erkennen nicht ihren Vater noch ihre Mutter und leer ist ihr Herz von der Sehnsucht nach ihren Weibern und nach ihren Kindern. Das lebendige Wasser auf Erden ist für jeden bestimmt, welcher daraus lebt. Nur ich durste nach dem Wasser, welches zu dem kommt, der auf der Erde weilt. Ich durste und das Wasser ist niir nahe, aber ich verniag nicht mehr zu erkennen, wo ich bin, seitdem ich betreten habe diese Grabeswelt. „Reiche mir Wasser, der du cintrittst, sprich zu mir: nie mals bleibe dir fern das Wasser! wende mein Angesicht nach der Nordseite ani Ufer des Stromes und laß sich abkühleu mein Herz in seinem Leide. Hier weilt ein Gott, dessen Name All-Tod-kommt lautet, denn er ruft alle zu sich und sie kommen zu ihm und geben ihre Seele dahin angsterfüllt vor seinem Schrecken. Nicht schaut er sie an, ob sie gött liche oder menschliche Wesen sind. Groß und Klein ist in seiner Haud und niemand vermag sich seiner zu erwehren."