an die Fortdauer der menschlichen Seele nach dem Tode ein. Die fast übermütige Heiterkeit des Gemütes der alten Ägypter spricht sich deutlich in den Darstellungen und Inschriften aus, welche die Wände der Grabkapellen zu bedecken pflegten und welchen sämtlich der Gedanke zu Grunde lag, daß die Gott heit die Freuden des Daseins geschaffen habe, um sie während des Daseins zu genießen. Als der griechische Reisende Herodot um die Mitte des fünften Jahrhunderts v. Chr. Ägypten besuchte und im Verkehr niit den damaligen Bewohnern des Landes vielfach Gelegenheit hatte, ihre Sitten und Gewohn heiten kennen zu lernen, entging ihm nicht die eigentümliche Art und Weise, in welcher sie selbst bei den Gastmahlen zum Genuß der Lebensfreude sich ausfordern ließen. „Bei den Gastgeboten ihrer Reichen," so erzählt der Grieche, „trägt ein Mann, wenn sie abgegessen haben, in einem Sarge ein hölzernes Totenbild herum; das ist sehr natürlich bemalt und gearbeitet und ist gewöhnlich eine Elle groß oder auch zwei Ellen und zeigt es einem jeglichen der Gäste und spricht: Betrachte diesen und dann trink und sei fröhlich, denn wenn du tot bist, so wirst du sein gleichwie dieser. Also thun sie bei ihren Gastgelagen." Als der griechische Genius die leuchtende Fackel der Auf klärung schwang und eine neue Welt und ein neues geistiges Leben den uralten Glauben der ägyptischen Altvorderen zu- rückdrängtc in die steinernen Denkmäler der Vorzeit, da fand die Lehre von der Zukunft des Menschen ihren herbsten und trübsten Ansdruck in der ostinals ausgesprochenen Überzeugung von dem Ende des Daseins nach dem Tode ohne die fröhliche Hoffnung auf ein Fortleben in der Welt des Jenseits. Die Ägypter waren irre geworden an ihrem Glauben, denn das griechische philosophische Wissen hatte den Zweifel in ihre Herzen eintreten lassen. Die Inschriften dieser Zeit gestatten uns bisweilen Einblicke in die veränderte Anschauung von dem Leben nach dem Tode, die uns durch Form und In halt noch heutigen Tages aus das höchste überraschen müssen. Ich erinnere vor allem an den Schwanengesang einer vor-