Aus dem Morgenlande. 157 unseren aufgeklärten Zeiten vor — daß sich Spitzbuben da hinter her machten, um die Königsgräber zu öffnen und die wohlgeborgenen Schätze zu stehlen. Diese traurige Thatsache, auch wo, wann und durch wen solches geschah, ist durch alte Prozeßakten auf Papyrus bezeugt, die noch heutzutage vor handen find. Sogar in Wien befindet sich ein dahin ge höriges Stück in der kaiserlichen Ambrasersammlung. Wir erfahren daraus, daß Diebe um das Jahr 1100 v. Chr, unter der Regierung eines Königs Ramses IX. einzelne der Gräber erbrochen hatten und Sachen aus der Grabkammer herausgenommen, ja selbst die königlichen Leichen nicht un angetastet gelassen, mit einem Worte Sacrilegia begangen hatten, wie sie durch die ägyptischen Gesetze auf das schärfste verboten und bestraft wurden. Darüber entspann sich ein großer Prozeß, die Diebe wurden verhört, es wurden Ge richtssitzungen gehalten und das Urteil gefällt. Das ist das älteste Beispiel von der Beraubung der Gräber in den ägyp tischen Zeiten selber und von dem ausgedehnten Prozeß, der gegen die Diebe angestrengt wurde. Es steht fest, als Strabo, der berühmte griechische Schrift steller, Ägypten besuchte und nach Theben kam, standen in Theben vierzig Gräber der Könige offen da, in die Man nach Belieben eintreten konnte. Daß dies in der That der Fall war, wird heutzutage da durch bewiesen, daß wir in den Königsgräbern über hundert griechische und lateinische Inschriften finden, welche von Reisen den der klassischen Zeit herrühren und anführen: an dem und dem Tage habe ich, der Sohn des und des, die Gräber be sucht und habe an meine Frau und meine Kinder gedacht, oder irgend ein anderer Zusatz. Wir lernen daraus den Eindruck kennen, den der Anblick dieser merkwürdigen könig lichen Grabstätten auf die Fremden ausiibte, so daß sie beim Anblick dieser Pracht nicht umhin konnten, ihrer Familie und ihrer Freunde zu gedenken. Heutzutage sind von vierzig Gräbern, die Strabo gesehen