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Aus dem Morgenlands. 153 ist dies der Typus, welcher bei allen diesen Bauten wieder kehrt. Es wurde zunächst ein tiefer Schacht in den Boden der Wüste eingegraben — die Wüste ist ja Felsboden — dann unten in diesem sogenannten Brunnen, der vertikal läuft, eine horizontale Kammer ausgemeißelt und dort der Sarkophag aufgestellt. Nachdem die Leiche eingesargt war, wurde die Kammer durch eine Steinwand, meist eine Ziegel steinmauer abgeschlossen, so daß niemand mehr hineingehen konnte ohne Gewalt anzuwenden. Der ganze Brunnen wurde mit Geröll, Sand oder Schutt ausgefüllt und darüber eine Kapelle errichtet, die je nach der Stellung des Verstorbenen oder je nach den Wünschen der Familie mehr oder weniger geräumig war. Sie konnte aus einem Zimmer bestehen, aus einem Saale mit Säulen, aus zwei, drei, vier Gemächern, immerhin aber war sie so eingerichtet, daß die Nachkommen des Verstorbenen, seine Familie, hineingehen und über dem Grabe desselben, das tief in dem Felsen versteckt lag, die Ge bete aussprechen und seinem Gedächtnisse die Totenopfer spen den konnten. Das ist etwa, was über die älteste Pyramidenform und über die ältesten ägyptischen Gräber zu sagen ist. Ich komme nun zur zweiten Epoche, zur Epoche der thebanischen Könige. Die ägyptischen Könige, welche die ersten zwölf Dynastieen bilden und deren Residenz in Memphis war, hatten abge wirtschaftet. Wir wissen nicht, wie es gekommen ist, aber das eine steht fest, daß nach Abschluß dieser ältesten Königs häuser des Menschengeschlechtes überhaupt Plötzlich in Theben ein neues Reich erstand, die thebanischen Dynastieen um fassend, welche als die 17., 18-, 19., 20., 21. Dynastie be zeichnet zu werden Pflegen, daß man in der Residenzstadt Theben ein großes Reichsheiligtum gründete, den berühmten Tempel von Karnak — er ist noch heute in seinen groß artigen Ruinen vorhanden — und daß die Könige nach her kömmlicher Weise beim Antritt der Regierung zunächst ihre