144 Aus dem Morgenlands. einzelnen Königsnamen sich bisweilen geirrt haben, daß die Pyramiden nichts weiter als Gräber der Könige waren. Sie beschreiben uns den Bau einzelner derselben, sie nennen uns königliche Namen und sie erwähnen Einzelheiten, welche beweisen, daß sie von den damaligen Ägyptern, aus einer verhältnismäßig späteren Periode, sagenhafte Erinnerungen empfingen, die sie uns getreu überlieferte». Aus diesen Traditionen geht im allgemeinen so viel hervor, das unge heure Menschenmassen damit beschäftigt waren, diese kolossalen Bauten aufzuführen, daß die arbeitenden Scharen schlecht ge nährt waren, daß die Könige, welche die größten Pyramiden hatten aufführen lassen, verachtet und gehaßt wurden und ähnliches, wie es die Überlieferung im Volke nach späten Jahren sich eben zurechtgelegt hatte. Fassen wir zunächst die Pyramiden nach ihrem äußeren Erscheinen auf, so zeigt sich, daß sie in Bezug auf die Höhe in einem sonderbaren Mißverhältnisse zu einander stehen und damit im Zusammenhänge auch in Bezug auf die Ausdeh nung ihrer Basis. Die Untersuchungen einzelner dieser Riesenbauten haben erwiesen, daß der Kern einer jeden Pyramide sich genau in der Mitte der ganzen Anlage befindet. Ebenso genau wurde im Centrum des Kernes die einfache viereckige Grab- kammer angelegt mit Hilfe gewaltiger Monolithe (Kalkstein oder Granit), mit dem Granit-Sarkophage des betreffenden Königs an der westlichen Wandseite, und gedeckt mit einem Spitzdache, dessen Steine gleichfalls aus Werkstücken von un geheurer Länge (3—4 Meter) bestanden. Diese kolossalen Werkstücke, oft zu zweien und dreien aufeinandergelegt, hatten den Zweck, die gewaltige Schwere der Steine, welche die Pyramide von der Spitze an bildet, entlasten zu helfen. In diese Kammer führt, und immer von nordwärts her, ein langer und schmaler Gang, und zwar zunächst in schräg laufender Richtung. Dieser wurde, nachdem die Leiche des Königs in die Pyramide hineingeschafft und in den Sarko-