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wenn ich irgend wo die Ruinen eines ägyptischen Königs palastes nennen sollte. Es sind keine vorhanden. Es giebt zwar Bauten, die aus Ziegeln aufgeführt sind (teils im Ofen gebrannt, teils nur durch Sonnenhitze getrocknet, häufig mit königlichen Namen gestempelt), sie sind ausgedehnt, können Wohl Königspalästen angehört haben, aber es fehlen alle inschristlichen Beweise, daß in der That dieses oder jenes derartige Gebäude ein wirklicher Königspalast gewesen war. Die Paläste, wären sie aus Stein ausgeführt gewesen, könnten doch nicht von der Erde ganz und gar verschwunden sein; denn dasselbe Material, aus dem z. B. Tempel und Gräber erbaut waren, war dauerhaft, weil es Jahrtausende über wunden hat. Es müßte also eine ähnliche Erhaltung auch Lei den Königspalästen stattgefunden haben, wie es eben nicht der Fall ist. Mit einem Worte: wie die Alten melden und Augenzeugen es sahen, war das Wohnhaus, auch das Pharaos, nichts anderes als eine Herberge auf Erden, während daS Haus der Ewigkeit, das Grab, die alleinige Stätte war, auf welche sich alle Sorgfalt der Erhaltung ausdehnte. Die Grä ber selbst wurden nicht nur dauerhaft hergestellt, so daß sie Jahrtausende bestehen konnten, wie wir es in den Inschriften als Hoffnung ausgesprochen finden, sondern es war auch das jedem zugängliche Innere derselben wie eine heilige Kapelle mit bilderreichen farbigen Darstellungen und Inschriften ge schmückt. Die Körper der Toten wurden in der Tiefe des Felsens am Ende eines Schachtes in eine stille, unzugäng liche Kammer gelegt, aber ihr Grab, in auffallender Weise gleichsam häuslich zugerichtet. Man gab den Verstorbenen für die ewige Ruhestätte alles mit, was ihnen auf Erden lieb und wert gewesen war, außerdem eine reiche Auswahl von Talismanen und Totenschriften, wie das religiöse Gesetz es erforderte, und so ruhten die Mumien wohlverwahrt und geschützt, zumal in einem Klima, welches die Erhaltung des Körpers und der altertümlichen, oft sehr gebrechlichen Gegen stände in seiner Umgebung ungemein begünstigte. So haben