An? dem Morgenlande. 125 Tagen rufen Gedächtnisinschriften an sichtbarster Stelle den Namen der Gründer in die Erinnerung zurück und zu dein Zweck geschlagene Medaillen, Münzen und andere Gegen stände werden in den Grundstein oder sonst einen versteckten Platz gelegt, woselbst die ferne Zukunft, nach dem Unter gänge des Denkmals selbst, sie wiederzufinden vermag. Diese Gewohnheit wurde von den Ägyptern, dem Volke großer Bau werke, ebenfalls beobachtet. Die Pharaos aller Epochen setzen mit Vorliebe ein ganz persönliches Verdienst in die Ausfüh rung umfangreicher, auf ihren Befehl entstandener Arbeiten; sie schrieben allenthalben: ,Jch habe gegründet, ich habe er richtet, ich habe gebaut.' Niemals findet sich der Name des Baumeisters auf den Denkmälern vor. In den Weih inschriften, welche die Mauern schmücken, fleht der König die Götter an, an der Wohnung, die er ihnen eben gewidmet habe, seinen Namen zu verewigen. „Aber die Analogie bleibt nicht dabei stehen. Wie noch heute der König oder die Person, unter deren Schutz ein Denkmal errichtet werden soll, in feierlicher Weise den ersten Stein dazu legt, in gleicher Weise vollzogen bei der Aus schachtung für das Fundament die Pharaos die Scheinhand lung der Arbeit." Mein Aussatz über den in Rede stehenden Gegenstand wird an Vollständigkeit nur gewinnen, wenn ich eine Bemerkung über die Zeitdauer der Arbeit an einem Tempelbau, von seiner Gründung an bis zu seiner letzten Vollendung hin, hinzufüge. Ich wähle als Beispiel den großen Tempel des ägyptischen Lichtgottes Horus von Edfu, da uns zufällig die Hauptdaten für die einzelnen Phasen des fortschreitenden Werkes in den darauf eingegrabenen Inschriften erhalten sind. Der Tempel mit Einschluß seiner gewaltigen Umfassungs mauer bedeckt ein Areal von nahe 5970 Meter im Geviert. Er zeigt in seiner gegenwärtig noch ziemlich gut erhaltenen Anlage alle Bestandteile, aus denen ein ägyptisches Heilig tum von größerer Ausdehnung bestand: im Hintergrund das