116 Aus dem Morgenlandc. Wir rönnen getrost die Behauptung aufstelle», daß dies zu unserem eigenen Glücke geschah, denn das Buch „von der Meßstnck-Ausspannung" würde uns seinem Inhalte nach ganz ungenügend erschlossen worden sein und Lücken darbieten, die nur der Zufall hätte aussüllen können. Daß man in jenen späten Zeiten Abschriften der alten Traditionen darüber be saß, dafür liefert ein Verzeichnis der Tempelbibliothek von Apollinopolis magna (heute Ed fu genannt) in Oberägypten den vollen Beweis. Es Wird darin eine Papyrusrolle mit der Aufschrift: „Das Buch von der Gründung eines Tem pels" besonders angemerkt. Ich folge der Reihe nach den einzelnen Handlungen, welche sich auf Grund der Überlieferungen in Bild und Wort aus jenen Zeiten auf den Tempelwänden in unsere eigene Epoche hinein gerettet haben, und schildere als treuer Berichterstatter, Was ich daraus gesehen und gelesen habe. Der erste Akt der Vorstellungen betrifft den Hauptteil der ganzen Feierlichkeit: die Ausspannung des Meßstrickes, wo bei nach althergebrachter Vorschrift der König der himmlischen Chawi oder der Göttin der heiligen Tradition gegenüber steht. Beide halten Pflock und Hammer (das oben beschrie bene Schlaginstrument) in ihren Händen. In einer der Darstellungen mit Inschriften werden dem Könige die folgenden Worte in den Mund gelegt: „Ich habe den Pflock und den Hammer gefaßt und ich halte den Meß strick gemeinschaftlich mit der Göttin Chawi. Ich betrachte den Laus der Sterne und mein Auge hastet am Gestirn des Großen Bären. Ich zähle die Zeit an der Wasseruhr und stecke die vier Enden des Tempels ab." Der Tempel von Edfu, von dessen Gründung die Rede ist, liegt in der Achse von Nord nach Süd oder, wie einzelne Inschriften an seinen Wänden es sonst ausdrücken, er streckt sich vom Großen Bären nach dem Siriusstern aus. Der Sirius galt als südlichste, der Große Bär als das nördlichste