Aus dem Morgenlande. 113 Darstellungen, fast durchweg mythologischen Inhalts, dem Gedächtnis des historischen Aktes ihrer Grundsteinlegung durch den königlichen Erbauer eine besondere Stelle einzuräumen. Für die älteren Zeiten, wobei ich an die letzte Hälfte des zweiten Jahrtausend v. Ehr. denke, schlug man ein ziemlich abgekürztes Verfahren ein, um die Thatsache den späteren Geschlechtern zu melden. In diesem Falle, und sowohl in Ägypten, wie beispiels halber auf den ausgedehnten Trümmerresten der Tempelbau ten in Theben und Abydns, als auch in Nubien — ich führe das Heiligtum bei Amada als redenden Zeugen an — tritt uns das Bild des Königs im vollsten Schmucke seines hohen Amtes entgegen, um die ihm zugeteilte Rolle als Grnnd- steinleger in der vorgeschriebenen Weise anszuführen. Er hält nämlich in der einen Hand einen langen Stock oder Pflock, auf den er mit Hilfe eines keulenartigen Holzes, des Vorgängers und Stellvertreters unseres Hammers, Schläge vollzieht, augenscheinlich in der Absicht, den hölzernen Pfahl in den Erdboden einzutreiben. Ihm gegenüber steht eine weibliche Figur im Schmucke einer Göttin, welche einen zweiten Pfahl mit der Holzkeule in die Erde schlägt. Die Inschriften lassen über Namen und Bedeutung jenes Wesens keinen Zweifel übrig. Es handelt sich um die Göttin Chawi, die treue Behüterin aller schrift lichen Überlieferungen und die Personifikation der in den Tempeln aufbcwahrten Papyrusrollen oder, nach unserer Art zu reden, der heiligen Bücherei. Sie wird als „die erste Schreiberin" und als „die Königin der Bibliothek" tausendfältig gepriesen. Die Verbindung ihres Bildes mit der Darstellung des Königs bei der Grundsteinlegung sollte zuni symbolischen Ausdruck des Gedankens dienen, daß Pharao als Gründer des Baues genau nach den schriftlichen Über lieferungen der Vorzeit verfahre. Bisweilen tritt eine zweite göttliche Gestalt den oben er wähnten beiden zur Seite. Es ist der ibiskopfige Gatt Th ot, 8