110 Aus dem Morgenlande. Zur Erläuterung und zum besseren Verständnis des Nach folgenden sei vorausgeschickt, daß bei der Ausführung selbst die umfangreichsten baulichen Anlagen im alten und, wie ich gleich hinzufügen will, selbst im modernen Ägypten die solid«. Fundamentierung, nach unseren Begriffen wenigstens, eine untergeordnete Nolle spielte. Baute man auf felsigem Grunde, wie ihn die Wüste durch ihren Kalksteiuboden darbietet, so begnügte man sich damit, das Gestein zu ebnen und zufäl lige Vertiefungen durch Mauerwerk auszufüllen. Ein so natürliches Fundament stellt alles künstlich hergestellte in den Hintergrund und man begreift vollkommen den Sinn des biblischen Gleichnisses von dein Bauen der Kirche auf einem Felsen. Anders lag die Sache, sobald es sich um die Ausführung eines Bauwerkes auf dem schlammigen Boden des Nilthales selber handelte. Auch hierbei ließ man die künstliche Funda mentierung aus dem Spiel, sondern uahiu zu dem Hilfsmittel seine Zuflucht, den vermessenen Baugrund in erforderlicher Tiefe und Breite auszuschachten, den entstandenen hohlen Raum mit genäßtem Wüstensand oder gestoßenen Scherben und Geröll auszufüllen, um für den beabsichtigten Bau die nötige feste Grundlage zu schaffen. Man könnte geneigt sein, ein solches Verfahren mißfällig zu beurteilen, um nicht von oberflächlichen oder gar lieder lichen und kenntnislosen Baumeistern zu sprechen, allein die Beobachtung hat gelehrt, daß sämtliche Bauten, die uns er halten geblieben sind und welche Erdbeben, des Menschelt Hand und der nagende Zahn der Zeit verschont hat, Jahr tausende überdauert und an Festigkeit ihrer Fundamentierung nichts verloren haben. Die schlagendsten Beweise für die angeführte Art der Fundamentierung in altägyptischer Zeit haben die so um fangreichen und von ganz unerwarteten Erfolgen gekrönten Nachgrabungen des Engländers Flinders Petrie in Ägypten geliefert, über welche mein Freund G. Schweinfnrth (in