107 Aus dem Morgenlande. Heliopolis ein würdiges Heiligtum zu errichte». Die Mit glieder des hohen Rates billigen den Entschluß ihres Herr schers und erklären sich mit seinem Plane einverstanden. Der König vollzieht darauf in höchsteigener Person „die Aus spannung der Meßschnur", d. h. um nach unserer Weise zu reden, die feierliche Grundsteinlegung. Meine erste Sorge war cs, die kostbare Urkunde meinen! Vatcrlande zu erhalten, und es dauerte nicht lange, bis daß ich die Freude hatte, sie im Besitze unserer königlichen Museen zu wissen. Es war seitdem gelungen, das spröde Leder zu erweichen, wenigstens bis zu dem Grade, um nach allen Sei ten hin das Lesen der Schriftzüge zu ermöglichen. Der In halt liegt somit der Forschung auf dem bequemsten Wege vor und wir gewinnen zunächst eine genauere Einsicht in die Verhandlung, welche der Grundsteinlegung eines monumen talen Gebäudes vor mehr als vierzig Jahrhunderten voranging. Die Sprache, in welcher das Schriftstück abgefaßt ist, zeigt den altertümlichen Charakter ihrer Zeit, gewinnt aber gerade dadurch an Reiz für uns Epigonen der Weltgeschichte. Es sei mir darum gestattet, die wichtigsten Teile des auf zwei Seiten verteilten 39 Zeilen enthaltenden Textes in einer möglichst dem Wortsinn sich annähernden Übersetzung vor- zulcgen. Die Urkunde beginnt: „Im dritten Jahre, ani.. . Tage des dritten Monats der ÜbcrschwcmmungsjahreSzcit, unter der Regierung des Königs von Ober- und Unterägyp- ten Choper-ke-re, des Sohnes der Sonne Usortisen k., des Triumphators, der ewig und immerdar leben wird, schmückte sich der König mit der Doppelkrone Ägyptens, um sich im Thronsaal zu einer Sitzung niederznlasscn." „Die Beratung mit denjenigen, welche sich in seiner Um gebung befanden: den Freunden, den des könig lichen Hauses und den (sonstigen) Würdenträgern, betraf eine zu gründende bauliche Anlage." „Die Reden fielen, abwechselnd hörte man sie und die Beratung berührte die Ausschachtung des Erdbodens."