66 Fahrt auf dem Neuquen. 13. Buch. Strom der Neuquen ist. Er entspringt nordöstlich von Antuco, und empfängt viele Zuflüsse von der Cordillere. Man hat Villarino getadelt, daß er nicht den Neuquen befahren und sich daraus beschränkt hat, in einem kleinen Nachen ein paar Meilen stroman zu rudern, bis zu der Stelle, wo die Indianer hinübersetzen. Allerdings war das Wasser so ties, daß die Boote auf keine Schwierigkeiten getroffen wären, und die Fluthmarken an den Ufern bewiesen deutlich,. daß zu gewissen Jahreszei ten noch weit größere Schiffe diesen Fluß ohne Hinderniß befahren kön nen. Es lag jedoch der Expedition vor Allem daran die Eordillere zu erreichen, bevor tiefer Schnee im Gebirge einen Ucbergang nach Valdivia unmöglich machte. Aber er hatte von nun an weit größere Schwierig keiten zn überwinden als seither; die Pferde waren nämlich unbrauchbar geworden, und die Boote mußten abermals durch Menschen stromauf ge zogen werden. Etwa eine Legua oberhalb der Mündung befand Villa rino sich unter 38 Grad 44 Minuten S. Br. Von dort ab bog der Rio Negro nach Südwesten, weil eine Hügelkette von Norden her sich ins Land hinein verlängert, die weiter oben auch den Laus des Rio Neu quen bestimmt. Der Rio Negro hat durch jene Hügel einen Durchgang ge sunden-, sein Ufer ist zu beiden Seiten von steilen Felswänden einge schlossen, die eine Höhe bis zu sechshundert Fuß erreichen, und die Strö mung ist so reißend, daß man nur unter unsäglichen Anstrengungen eine Schaluppe nach der anderen vorwärts bringen konnte. Dazu kam, daß an manchen Stellen das Wasser ungemein seicht war, und dort mußten die Spanier mit Hacke und Spaten ein Fahrwasser ausgraben, und die Fahrzeuge ansladen, um nur weiter zu kommen. In Folge solcher An strengungen erkrankten viele Leute, die ohnehin kein andere Speise hatten als gesalzenes oder getrocknetes Rindfleisch. Ihre Beine waren geschwol len, der ganze Körper war mit Stichen bedeckt, denn die Moskitos schwärmten in dichten Wolken auf sie hinab. Dann brach der Scharbock aus und viele erkrankten schwer, bis man zum Glück einige Apfelbäume antraf, deren Früchte den Siechen Linderung brachten. Jetzt hatte man auch den schneebedeckten Gipfel und die ganze Cor dillere in Sicht, und die Hoffnung, binnen Kurzem in Valdivia von allen Mühseligkeiten ausruhen zu können, erfüllte die Spanier mit fri schem Muthe. Sie batten zwei volle Monate gebraucht, um die