34 Verordnungen über die Behandlung der Indianer, jl. Buch. Der Besitzer konnte sie weder verkaufen noch sich ihrer auf irgend eine andere Art entäußcrn. Nach Ablauf jener zwei Lebenslangen sollten die Indianer all und jeder Dienstbarkeit unbedingt enthoben sein; man nahm an, daß sic alsdann hinlänglich vorbereitet sein würden, um an allen Rechten ibrer spanischen Gebieter rheilnehmen zu können. Bis dahin waren sie gleichsam Vasallen der europäischen Herren. Dieses System die Indianer zu unterwerfen und in Gemeinden, Reductionen, zu vereinigen, war so ziemlich das ganze Jahrhundert hin durch in voller Uebung. Aber aus Tucuman kamen Klagen nach Spa nien über grausame Behandlung gegen die Eingeborenen. Sogleich er hielt Don Francisco de Alfaro, Auditor des höchsten Gerichts in Peru, Befehl nach Paraguay und in die La Plata - Gegenden zu reisen, und nach Gutdünken Erlasse zu Gunsten der Indianer z» veröffentlichen. Im Jahre 1612 gab er neue Verordnungen über die Behandlung der In dianer, die sogenannten Ordenanzas del Visitador Alfaro; durch sie wird den Gouverneuren verboten, die Indianer, wie seither ge schehen, durch Zwangsmittel zur Unterwürfigkeit und Arbeit anznhalten das Recht auf persönliche Dienstleistungen wurde abgeschafft, und ihnen dafür eine geringe Kopfsteuer auserlegt, welche sic alljährlich zahlen inußten. Um dieselbe Zeit kamen die Jesuiten nach den La Plata-Ländern. Sie hatten von der Krone besondere Privilegien ansgewtrkt, um die Indianer in einer ganz andern Weise als der bisher üblichen zu be handeln. Im Jahre 1610 begannen sie ihr Werk in La Guayrä und am ober» Parana, bekehrten viele Guaram'stämme zum Christenthum, und wußten in ihren berühmten Missionen^ie Indianer für einen ganz eigenthümlichen Zustand von Halbcivilisation zu gewinnen. Jene Stämme waren fügsam und gelehrig, ließen sich leicht bekehren, und zogen die friedliche Herrschaft der Jesuiten jeder andern vor. Aber das System dieses geistlichen Ordens fand von Seiten der Gouverneure leb haften Widerstand; sie beschwerten sich, daß man ihnen die sehr nützli chen und ersprießlichen Dienste einer großen Anzahl von Indianern ent ziehe, hoben hervor, daß Urala's Verordnungen weit zweckmäßiger und viel besser daraus berechnet seien, aus den Indianern nützliche Untertha- nen des Königs zu bilden, während die Jesuiten von den Guaranis