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3. Kap.j Mislingen des Unternehmens. 25 Innere eingedrungen und bald zu der Ueberzeugung gekommen, daß keine andere Gegend sich besser eigene, um einen Marsch nach Peru zu wagen. Dazu kam die günstige Stimmung der Indianer, die reich mit Lebens mitteln versorgt waren und sich zu Wegweisern anboten. Auch zeigten sie Gold- und Silberschmuck vor. Nun übergab Eabeza de Vaca den Oberbefehl inAsuncion an Drala und verließ diese Stadt im September 1543 mit 400 Spaniern, 1200 Guaranis und einer großen Flotte von Kähnen, die mit Vorräthen be laden waren. Aber das Glück war ihm nicht günstig, denn die Expe dition verfehlte ihren Hauptzweck und erfuhr auch sonst viel Misgeschick. Cabcza de Vaca verlor nämlich viel kostbare Zeit durch weitläufige Unter handlungen mit verschiedenen Jndianerstämmen und erreichte Puerto de los Repes am A'arayes, den Punkt, bis zu welchem Ural« gekommen war, und wo die Truppen aus Land gesetzt werden sollten, so spät, daß eben die Regenzeit eintrat. So lange sie dauert, also während mehrerer Monate, steht in jener Gegend das Land weit und breit unter Wasser und ist weder für Menschen noch für Thiere zu passireu. Cabeza de Vaca machte einen Versuch, mit dreihundert Mann ins Innere zu dringen, mußte aber wegen Mangels an Lebensmitteln wieder umkehren, und die Bemühungen seiner Ofsiciere, auf anderen Wegen vorwärts zu kommen, erwiesen sich als eben so fruchtlos. Inzwischen hatte die periodische Ue- berschwemmuug begonnen; Nässe und böse Dünste erzeugten Fieber und andere Krankheiten, Myriaden von Stechfliegen und Mücken verursachten den Leuten entsetzliche Qualen, und in der Nacht hatten sie keine Ruhe vor blutsaugenden Vampyren. Der Adelantado selbst schwamm eines Morgens dermaßen im Blute, daß er glaubte, ein Meuchelmörder habe ihm Dolchstiche versetzt, und doch war er nur von einer Fledermaus ge bissen worden. Er lag, gleich der Mehrzahl seiner Spanier, am Fieber darnieder, und seine Lage wurde im höchsten Grade bedenklich, als die Lebensmittel zu fehlen begannen. Trotz alledem wollte er so lange blei ben, bis das Wasser sich verlaufen würde, aber davon mochten die Leute nichts hören, und so mußte er denn die Rückreise nach Paraguay antre- ten. Bevor er sich einschiffte, gab er Befehl, etwa einhundert indiani sche Frauen, welche von ihren Verwandten zu den Spaniern gebracht worden waren und mit denselben gelebt hatten, zu ihren Familien zurück-