372 Die Bewohner von Cordova. >10. Buch. ihre Waare verkauften. Von religiöser Duldsamkeit kann bei so ver dummten Menschen keine Rede sein; sie sind fest überzeugt daß alles Misgeschick von welchem Buenos Ayres betroffen wird lediglich daher rührt, daß die Ketzer dort freie Religionsübung genießen. Als einst die Kirche de la Merced von einer Wasserfluth bedroht wurde, trat ihr Pfarrer San Ramon Nonato in Pontifiealibus hervor, schüttelte seinen weißen Ornat, und befahl den Wogen zurückzuweichen und eine andere Richtung einzuschlagen. Und siehe da, es geschah. Die Unwissenheit dieser Men schen wird erklärlich, wenn man bedenkt wie abgeschieden sie von der übrigen Welt leben, und daß sie sich in einem sehr beschränkten Kreise bewegen. Buenos Ayres ist ein paar hundert Stunden weit entfernt; dort ist man dem Binnenlande um ein Säculum voraus, weil man in stetem Verkehr niit Fremden lebt. Frauen verlassen in jenem Lande ihre Heimat nur in seltenen Ausnahmesällen, Vergnügungsreisen machen sie gar nicht, und von geistiger Ausbildung ist bei ihnen überhaupt nicht die Rede. Das Volk hat Nahrungsmittel vollauf und ist ungemein gastfrei. Cordova bildet übrigens eine Art von Knotenpunkt für den Verkehr zwi schen den oberen Provinzen und Buenos Ayres, wohin es Wolle und Häute schickt; es erhält in Austausch dafür europäische Maaren, die cs dann weiter landeinwärts befördert. Von einer lebhaften Dampfschiff fahrt auf dem Parana würden sowohl Cordova als die nördlichen Pro vinzen sich bedeutende Vortheile versprechen dürfen. Die Maaren würde» dann bis Santa Fe zu Wasser gehen, und von dort nach Cordova auf der alten Straße weiter befördert werden, welche in säst geradem Striche über die Lagunas de los Porongos führt. So weit Parish. Mac Cann, der 1847 das Land besuchte, ent wirft eine etwas günstigere Schilderung. Er fand, sobald er bei Tio die Grenze von Cordova überschritten hatte, ans einer Strecke von fünfund dreißig Laguas das Land von fleißigen Menschen bewohnt. Sie besitzen kleine Landgüter von tausend bis dreitausend englischen Morgen, hielten Kühe, Schafe und Ziegen, bauten auch Mais und Weizen. Aber gerade damals, im December, richteten die Heuschrecken entsetzliche Verheerungen an; weit und breit war das Land von diesen schädlichen Thieren bedeckt. Auch die große Menge von Vizcachas richtet im Weizen große Verwü-