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2. Kap.j Zcrwürfniß zwischen Mendoza und Osorio. 9 Anker gewesen wäre. Der Befehlshaber desselben legte sich ins Mittel und zwang den Misscthäter, sich mit de», geraubten Mädchen in Gegen wart des Gouverneurs und der angesehensten Männer der Expedition am Lande feierlich trauen zu lassen. In Rio de Janeiro ereignete sich ein Vorfall, der weit bedenklicher war. Osorio, ein tapferer und sehr ritterlicher Mann, hatte große Be liebtheit gewonnen und dadurch die Eifersucht des Adclantado rege ge macht. Dieser ging so weit, unter irgend einem nichtigen Vorwände sei nen vermeintlichen Nebenbuhler verhaften zu lassen. Osorio verlangte, sich mündlich und in Person gegen ungerechte Anschuldigungen zu ver antworten ; während der Unterredung wurde Mendoza äußerst heftig und bediente sich, als der Beschuldigte das Zimmer verließ, einiger sehr über eilter Ausdrücke. Diesen Worten gab Ayolas, der AlguaciS Mayor, eine unheilvolle Deutung, indem er sie für einen Befehl zur Hinrichtung Oso- rio's nahm; er zog rasch einen Dolch und stieß ihn jenem ins Herz *). Man gab sich nachträglich Mühe, den aus so schmachvolle Weise Hinge mordeten als Verräthcr hinzustellen, fand aber dafür keinen Glauben, und der Unwille über ein so entsetzliches Verfahren stieg so hoch, daß manche Edelleute sich von der Expedition trennen wollten. Unter solchen Umständen hielt Mendoza es für gerathen, möglichst rasch wieder in See zu gehe«. Im Januar 1535 erreichte er den La Plata, wo sein Bruder Don Diego Mendoza schon vor ihm angekommen war. Die Nachricht von der *) Unser Landsmann Schmidel erzählt den Vorgang in anderer Weise. Er sagt: „Don Pedro de Mendoza war in Folge langwieriger Krankheit so schwach, daß er denOberbefehl nicht länger führen konnte. Er übergab ihn an Don Juan Osorio, dem wir den Eid leisten mußten. Aber kaum hatte dieser einige Tage das Commando gehabt, als man ihn schändlicherweise bei Don Pedro beschuldigte, er habe die Mannschaft gegen ihn aufwiegeln wollen. Don P. Mendoza gab vieren seiner Officterc Juan Eyolas (Ayolas), Juan Salazar, Georg Luxan und Lazaro Sal- vacho, Befehl, ihn als einen Verräthcr zu erdolchen und seine Leiche öf fentlich auszusteUen. Dieselbe Strafe ließ er Jedem androhen, der sich zu Osorio's Gunsten erklären würde. Dieser Mord war eine grausame Ungerechtigkeit; Osorio war rechtschassen, muthig, unerschrocken, wohl- thätig und im Verkehr mit seinen Wassengefährten sehr umgänglich." A.