368 Ein Gottesdienst in der Kathedrale von Buenos ApreS. >9.Buch. ist merkwürdig genug, daß gerade das deutsche Kirchengebäude viele Ein geborene erst zu der Ueberzeugung gebracht hat daß die Protestanten Christen sind, gleich wie sie. Auch ist der stille aber mächtige und von der römischen Geistlichkeit bereits gefürchtete Einfluß der Protestanten ans die der römisch-katholischen Kirche angehörenden Eingeborenen nickt mehr zu verkennen. Doch stehen die Angehörigen verschiedener Eonfesfiv- nen durchweg mit einander in gutem Einvernehmen, und die protestanti schen Geistlichen vermeiden geflissentlich allen Anlaß zu Zänkereien." Es ist sehr zu wünschen, daß das immer der Hall sein möge, und daß nickt kirchlicher Hader entstehe, der immer und überall nur sehr unheilvolle Wirkungen übt und zu gar Nichts nütze ist, weil er niemals überzeugt. In der deutschen evangelischen Kirche wird an jedem Sonntage zweimal Gottesdienst gehalten. An hohen Festtagen kommen die Deutschen von weit und breit herbeigezogen, „alle zu Pferde; uud wenn sie sich geistlich erquickt haben, ziehen sie wieder heim, wie jener Kämmerer aus Mohren land." Man ist darüber einstimmig, daß die deutsche Kirche, obwohl sehr- einfach, doch das schönste Gebäude in Buenos Ayres sei; sie besitzt auch eine sehr rein und voll tönende Orgel. Dagegen ist die katholische Kathe drale das großartigste Gebäude. Ein Officier der preußischen Marine, weicher sie 1853 besuchte, ent wirft folgende Schilderung (Ausland 1854. Nr. 41): „Die Frühmesse wird sehr fleißig von alten Frauen, die nicht mehr schlafen können, der Abendgottesdienst dagegen noch fleißiger von jungen Mädchen und Frauen besucht, die hier ihre Freundinnen und besonders ihre Freunde treffen und sich mit ihnen ein knieendes Rendezvous geben. Zuerst wohnte ich einer Messe bei, als die Garnison der Stadt zugegen war. Etwa fünfhun dert Mann regulairer, wenigstens gleich uniformirter Truppen marschirteu mit klingendem Spiel unter den Tönen einer heitern Polka abtheilungs weise in die Kirche. Während der Messe dauerte die Musik mit oder ohne Trommclbcgleitung fort, und die Soldaten behielten ihre Gewehre im Arme. Nur bisweilen, wahrscheinlich wenn der messelescnde Priester de» Namen Christi nannte, präsentirten sie dieselben auf lautes Evmmando ihrer Osficiere. Die Soldaten nahmen die Kirche bis auf einige freigelas jene Gänge ein, die sich nach und nach mit jungen Mädchen und Frauen füllten. Ick war zuerst ganz erstaunt über die großeAndackt des weiblichen