300 Die Stadt Buenos Ayres. 19. Buch. standen untereinander in Verbindung, doch so daß Seitengänge fehlten. Kurz Alles war so primitiv und unzweckmäßig wie möglich. Die Zim mer waren nicht gedielt, sondern der Boden war mit Ziegelsteinen belegt, die Wand weiß angestrichen, und das Zimmergeräth bestand aus Mö beln, die man aus Nordamerika hatte kommen lassen. Einige französische grell colorirte Kupferstiche vervollständigten das Ganze. Bei kaltem Wetter heizte man diese Gemächer vermittelst einiger Kohlenbecken, Schorn steine mochte man nicht haben, weil man glaubte sie brächten Nässe und Kälte ins Hans. Späterhin hat sich allerdings in dieser Beziehung Vieles zum Bessern nmgestaltet, ja man kann sagen daß eine völlige Revolution stattgefunden habe. Das Beispiel der vielen Tausende von Europäern, welche in Buenos Ahres ansässig sind, hat dazu wesentlich beigetragen, und jetzt findet man auch schon sehr viele Häuser mit zwei Stockwerken. Manche alte Eigenthümlichkeit wird indessen noch sestgehalten; dahin ge hören die eisernen Gitter vor den Fenstern, an denen sich Grün empor rankt, und die einen recht hübschen Anblick gewähren. Ein großer Uebelstand ist in dieser Stadt am La Plata der Man gel an gutem Trinkwasser, denn was die Brunnen liefern ist meistens schlecht und brackisch. Cisternen und Wasserbecken für den öffentlichen Gebrauch sind nicht vorhanden; es würde aber bei der Lage von Buenos Ayres nichts leichter sein als jedem Hause gutes Röhrwasscr zu ver schaffen. Manche Hauseigenthümer haben im Hofe Cisternen unter dem Pflaster angelegt, in welchen sie das Rcgenwasser auffangen; wer aber dergleichen nicht besitzt, ist auf die Wasserträger angewiesen, von welchen er seinen Bedarf kaufen muß. Sie holen das Wasser aus dem Flusse; es ist selten rein und muß vierundzwanzig Stunden ruhig stehen, bevor aller in ihm enthaltene Schlamm zu Boden fällt; dann aber ist es trink- . bar und hält sich einige Zeit. Es ist sehr zweckmäßig ein Stück Alaun in das Wassergefäß zu legen. Die Hauptstraßen sind nun gepflastert; die Granitsteine dazu kom men von den Inseln oberhalb der Stadt, namentlich von Martin Garcia. Früher muß es bei Regenwetter in allen Gassen abscheulich ausgesehen haben; in den noch nicht gepflasterten bleiben auch heute noch die mit Ochsen bespannten Karren oftmals stecken. Es ist eine Schmach für die spanische Regierung daß sie eine so wichtige Stadt Jahrhunderte lang