13. Kap.I Conflict mit Brasilien. 213 vor im Besitze der Macht zu sein; die ihm feindliche Stadt Montevideo war von seinem Freunde Oribe, der beinahe ganz Uruguay unterworfen hatte, eng eingeschlossen und so stark bedrängt, daß sie sich kaum noch länger halten konnte. Dann aber trat ein Umschwung ein, als man es am wenigsten erwartete; Brasilien mischte sich ein und die Provinzen Corrientes und Entre Rios fielen von Rosas ab. Ein Blick auf die Karte macht klar, wie bedeutend die geographische und commer- cielle Lage dieses vom Parana und Paraguay eingescklosscnen Mesopota miens ist. Dasselbe liegt gleichsam abseitcn der übrigen Provinzen und ist von denselben in mancher Beziehung unabhängig. In den vielen Re volutionen, von welchen die argentinischen Lande heimgcsucht wurden, ha ben Entre Rios und Corrientes mehr als einmal die Initiative ergriffen, und so wird es erklärlich, daß dem Dictator viel daran lag, gerade sie zu controliren und in seine Interessen zu ziehen. Don Justo Jose de Urquiza, «Gouverneur von Entre Rios, war lange mit ihm be freundet gewesen, hatte nach 1840 die argentinische Armee in Uruguay befehligt und am 28. März 1845 die Schlacht von Jndia Muerte über Rivera gewonnen. Dann war er Gouverneur geworden und hatte als solcher einen gewissen Liberalismus bcthätigt, welcher ihn dem Dictator verdächtigt machte. Er hätte sich des ausstrebenden Nebenbuhlers gern entledigt, und dieser begriff die Gefahr, in welcher er schwebte, voll kommen. Werfen wir einen Blick zurück aus das, was seither sich begeben hatte. Rosas wollte um jeden Preis die Hauptstadt seiner Hcimat- provinz Buenos Ayrcs zum alleinigen Stapelplatze für den großen Han del machen. Gegenüber den westlichen Provinzen hatte das nicht die mindeste Schwierigkeit; sie waren schon durch ihre geographische Lage gcuöthigt, ihre Producte nach Buenos Ayres zu schaffen und sich dort mit fremden Maaren zu versorgen. Jene beiden mcsopotamischen Pro vinzen hatten cs dagegen in freier Wahl, ob sie über Buenos Ayrcs oder über Montevideo Handel treiben wollten. Rosas trachtete dahin, sie eben sowohl in commercieller, wie in politischer Beziehung allein von Buenos Ayres abhängig zu machen; das konnte er aber nur, wenn die Banda Oriental (Uruguay) von ihm abhängig war. Er wollte die Mündung auf beiden Seiten des Stromes in seiner Gewalt haben, und somit das