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Die Pampasformation. 165 Während wir auf dem linken Ufer des La Plata, in Uruguay, un geheure Felsen aus Thonschiefcr, Knciß und Granit finden, zeigt das rechte Ufer in Buenos Ayres nur eine große, einförmige, ermüdende Ebene, auf der meilenweit das Auge des Wanderers nichts als eine per- brannte GraSflächc mit kahlen Disteln bestanden erblickt. Man siebt kei nen Stein ans dieser Fläche, die aus rothcm Thonlager mit verhärteten Kalkcoucentratiouen zusammengesetzt ist. Hiezu kommen noch die bedeu tenden Anschwemmungen, welche die Ströme von den Andes hcrabspü- len: wie stark diese sind, kann man recht deutlich an der La Platabucht Nachweisen. Historische und geologische Zeugnisse sprechen dafür, daß die La Platabucht dem Schicksale des Mississippi, Ganges, Nil, Indus u. s.w. nicht entgehen wird, daß der La Plata einst ein Delta bilden muß wie jene Flüsse. Einen schmalen Canal, der sich zwischen Gico und den Or- tiz-Bänkcn befindet, ausgenommen, beträgt die durchschnittliche Tiefe des Stromes zwischen Buenos Ayres und Montevideo nur 20 Friß. Wenn also jährlich nur ein halber Zoll der vom Flusse mitgeführten Sedimente hier abgesetzt wird, so reichen kaum fünfhundert Jahre hin, um an der Stelle, wo heute Schiffe aller Nationen fahren, eine große Strecke neuen alluvialen Landes zu bilden, Und auf eben die Weise, wie sich jetzt die La Platabucht verengert und einst gan, ausfüllen wird, entstand auch die ganze Pampasformation, die jetzt das Grab so vieler großer Vierfüßler ist. Unter den thonigen und kalkigen Schichten findet man ausgedehnte Lagen einer Meeresbildnng, deren marine Entstehung die dort vorkom menden fossilen Mceresconchilien zur Genüge beweisen. Man hat sie mit dem Namen der Patagonischen Reihe belegt. Da in der einförmig ebenen Pampasformation Einschnitte in dem Boden höchst selten sind, so kann man die unterlagernde Meerformation nur an ihren Ausläufern, an den Andes nnd an den Küsten Nachweisen. Daß sie am Fuße der Anden wirklich Vorkommen, hat General Cruz zuerst hcrvorgehoben. In sei nem mehrfach erwähnten Tagebuche sagt er: „In allen Hügeln undThä- lern der Cordillere bis zum Chadi-Leubü-Strome hinab findet man viele Meercsreste, die einen Kalkstein bilden. Man hat sie nicht allein auf der Oberfläche, sondern auch in bedeutender Tiefe nachgcwiescn, in den Rissen, welche die Bergströme bei ihrem Lause vom Gebirge herab aus wühlten. Man kann nicht daran zweifeln, daß einst Meereswasscr diesen