Volltext Seite (XML)
146 Indianische Kriegführung. s5. Buch. nickt begreifen, wie Menschen es über sich gewinnen mochten, ihresgleichen so grausam zu behandeln, weil sie noch nicht getauft waren, denn nur deshalb hatte man sie nicht begraben. Wer sich nicht zur römi schen Kirche bekennt, ist ein „Barbar o," und nun gar noch ein Ne ger! Uebrigens wird auch die Leiche eines Indianers niemals eingescharrt, und während des Krieges wurden auch die im Gefecht gebliebenen Bra silianer nicht begraben, weil sie „Feinde" seien. Ich war erstaunt, in einem Lande, wo man gegen die Landsleute so gastfreundlich verfährt und auch den befreundeten Ausländer wohlwollend behandelt, so viel Grausamkeit auzutreffen, ein monströses Gemisch oder Nebeneinander von gesellschaftlichen Tugenden und barbarischer Wildheit. — Während des oben erwähnten Gefechts flohen vier Indianer, wur den aber verfolgt. Einer blieb todt auf dem Platze, die drei anderen nahm man gefangen. Es ergab sich, daß sie Boten oder Abgesandte einer beträchtlichen Anzahl von Indianern waren, die einen Bund zu gemein samer Vertheidigung geschlossen hatten und sich in der Gegend der Cordil- lere zum Kriege bereit hielte». Der Stamm, wclckem sie eine Botschaft zu bringen hatten, wollte eben eine große Berathung halten, das Pfer defleisch war schon gebraten und der Tanz sollte beginnen. Am andern Morgen wären dann die Boten zu ihren Auftraggebern am Fuße der Cordillere heimgekehrt. Alle drei waren hübsche Männer, sehr hellfar big, etwa 6 Fuß hoch, und keiner von ihnen hatte das dreißigste Jahr erreicht. Es lag den Argentinern viel daran, von ihnen Genaueres über den Kriegsplan der Indianer zu erfahren. Sie wurden also vorgesührt, in einer Reihe neben einander gestellt nnd ausgesordcrt, die an sie gerich teten Fragen zu beantworten. Die beiden ersten entgegncten allemal: „Ich weiß nicht,,, snv so); dabei blieben sie und wurden deshalb er schossen. Der eine sagte: „Gebt Feuer; ich bin ein Mann und weiß zu sterben!" Er wollte seine Freunde nicht verrathen. Dagegen rettete jener Kazike sein Leben, indem er den ganzen Kricgsplan enthüllte und zugleich angab, in welcher Gegend die verbündeten Indianer ihren Sammelplatz hatten. Dort waren schon sechs- bis siebenhundert Krieger beisammen und man erfuhr, daß während der Sommermonate ihre Zahl aus das Doppelte anwachsen solle. Man hatte auch Boten zu den Stämmen am kleinen Salinas in der Nähe von Bahia Bianca gesandt, und es ging