10. Kap.) Indianische Kriegführung. 145 Mann. Ein sterbender Indianer biß im Gefecht seinen argentinischen Gegner in den Daumen, und ließ auch dann nicht los als man ihm ein Auge ausgedreht hatte; ein anderer war verwundet und stellte sich todt, dann ergriff er rasch ein Messer und rannte es seinem Gegner in den Leib. Der Soldat, bei welchem Darwin Erkundigungen einzog, erzählte ferner, daß einst ein Indianer um Gnade gebeten habe. Aber dabei suchte er insgeheim seine Wurskugeln vom Gürtel loszumachen, um seinen Feind damit zu tödteu. „Ich hieb ihn gleich mit meinem Säbel zu Boden, stieg dann vom Pferde und schnitt ihm den Hals ab." Das sind allerdings schauderhafte Vorgänge, es ist aber noch weit abscheu licher, daß alle Weiber, die über zwanzig Jahre alt sind, mit kaltem Blute hingewürgt werden. Als der Naturforscher ein solches Verfahren für unmenschlich erklärte, entgegnete der Soldat: „Was läßt sich da anderes machen? Sie bekommen so viele Junge!" Die Argentiner finden eine derartige Kriegführung ganz in der Ordnung, weil es sich um „Barbaren" handelt. Die Kinder wurden nicht abgeschlachtet, sondern verkauft und mußten Sclavendieuste verrichten; sie wurden von ihren Herren sehr gut behandelt. Wie wild und roh überhaupt noch Vieles im südlichen Buenos Ay- res ist, mag Folgendes zeigen. D'Orbigny besuchte am südlichen Ufer des Rio Negro die Estancia de Namos. Zu seinem nicht geringen Er staunen fand er unweit derselben eine große Menge vertrockneter Mcn- schenlcichen, die verstreut aus dem Felde umherlagen und zum Theil von den Geiern, zum Theil von den Schweinen angesreffeu worden waren. Er fragte seinen Diener, wie denn alle diese Leichen dorthin gerathen seien und weshalb man sie nicht begraben habe? Der Peon entgegnete, im verflossenen Jahre (1828) seien zwei nach Brasilien bestimmte, mit Negersklaven beladene Schiffe von den argentinischen Corsaren gekapert und nach dem Rio Negro aufgebracht worden. Man hatte die Schwar zen ans Land gebracht und in einen Schuppen zusammengeftercht, welcher noch stand; sie waren ohne jegliche Kleidung und allen Unbilden des Winters preisgegeben. Niemand dachte daran, sie zu kleiden oder ihnen ein schützendes Obdach zu bereiten. So starben mehr als zweihundert, und die Leichen wurden, wie gesagt, aus das Feld geworfen. Der fran zösische Reisende bemerkt: „Mich überlief ein Schauder und ich konnte Die argentinischen Staaten. 10