114 Beschwörungsceremonien bei den Pampas-Indianern. >4. Buch. In diesem befanden sich mehrere Kalebassen nebst anderen Beschwörungs- Werkzeugen. Zuerst machte die Alte viele Bewegungen, dann stand sie nachdenkend still und redete in gesteigertem singenden Tone den Achekenat- Kanct mit Heftigkeit an. Beim Ende eines jeden Abschnittes der Be schwörung wechselte sie die Tonart. Das dauerte so wohl anderthalb Stunden lang ohne Unterbrechung. Dann hielt sie plötzlich inne und erholte sich. Alle blieben in Schweigen versenkt und hielten starr die Augen aus die Beschwörerin geheftet. Nach einer langen Pause wendete diese Pythia sich um und verkündete den Anwesenden: der Gott werde erst am andern Morgen antworten. Darauf erhoben sich Alle. Durch seinen Dolmetscher, der ein Puelche war, konnte d'Orbigny erfahren, was die Alte gesagt hatte. Sie ervffncte ihre Rede mit einer Aufzählung des Misgeschickes, das seit langer Zeit ihren Stamm heim gesucht hatte und zählte die Verluste aus, welche er durch Kriege und Krankheiten erlitten. Nach Auszählung jedes einzelnen Unfalls hatte sie gebeten, daß derselbe sich nicht wieder ereignen möge. Dann war sie auf die gegenwärtigen Verhältnisse des Stammes nnd seiner Feinde überge gangen und hatte von dem Geiste Offenbarungen darüber verlangt, ob die Feinde einen Ueberfall beabsichtigten. Die Frau war wie in Schweiß gebadet, als sie ihr Werk gethan hatte; sie ging zum Kaziken Churlakin und forderte von diesem Branntwein, der ihr auch in einer Muschel ge reicht wurde. Zuvor nahm er jedoch etwas mit seinen Fingern heraus und hielt sie schüttelnd über de» Kops, um so den bösen Geist zu beschwören, daß er kein Uebles thue. Dieser Gebrauch ist besonders häufig bei den Au- cas, und seit kurzer Zeit auch bei den Patagoniern eingeführt, welche erst weit später als die übrigen Völker geistige Getränke kennen gelernt ha ben. Der europäische Reisende bemerkt, daß mehrere von ihnen gar kei nen Branntwein tranken und offenbar unzufrieden waren, daß andere es thaten. Die Meisten genossen aber von dein übrigens mit Wasser ge mischten Branntwein eine solche Menge, daß sie bald in ihre Zelte tau melten. Doch kam unter so viel Betrunkenen keine Art von Drohung vor; diese Anstral-Jndianer begnügen sich mit einem eintönigen Gesang und werden nicht zornig oder wüthend. Während die alte Patagonien» den Geist beschwor, gab es in den benachbarten Tolderias der Puelches und Aucas eitel Spiel und Festlich-