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für die Aufwendung enormer Summen eben so enorme und wunderbar schnelle Erfolge in Aussicht stellten. Wir werden im Folgenden Gelegenheit haben, den Lesern einen Begriff von der Ungeheuerlichkeit solcher Entwürfe zu geben. Eingcgangen wurde von Seiten keiner Regierung, der Hr. Sturz diente oder seine Dienste anbot, auf dieselben, weder von Brasilien noch von Groß britannien, noch von der Banda Oriental, noch von den Vereinigten Staaten: man dankte Hrn. Sturz verbindlichst und artig für die Mühe, die er sich ge geben und ließ die Pläne, welche er in Anregung gebracht, als unausführbar, wenigstens zur Zeit unausführbar auf sich beruhen. Hr. Sturz selbst wird kaum eins der großen und weitaussehenden Projecte, welche er Staaten und Regierungen je vorgclegt hat, als in Angriff genommen und durchgeführt angeben können. Die Abenteuerlichkeit derselben schreckte von vornherein ab. Daß das Hrn. Sturz in hohem Grade kränkte, wer will ihm das verargen? Wir werden zumal noch Gelegenheit haben zu zeigen, daß mit dieser Ab lehnung zugleich die maßlosen Summen in Wegfall kamen, welche Hr. Sturz, wenn dieselben angenommen worden wären, dabei gewonnen haben würde. Ob nun, um den Mann von dieser für seine Adressaten höchst lästigen Geschäftigkeit abzuziehen oder aus einen: andern Grunde, wir wissen es nicht — genug, Hr. Sturz wurde nach der Mitte der fünfziger Jahre zum Gene- ralconsul für Genua ernannt. Von dieser Zeit begann eine Wendung im Wirken des Hrn. Sturz. Er ging n i cht nach Genua, Dagegen erschienen seit dieser Zeit, wie unfern Lesern bekannt, zahllose verdächtigende Artikel gegen Brasilien und dessen Kolonisation: das Land wurde als eine Hölle für jeden fremden Ankömmling dargestellt, der Boden desselben, so weit er zu erwerben sei, als ausgesogen und unfruchtbar geschildert, guter Boden sei nur in den Händen der „Ncgerbarone" und nicht eine Pareelle von solchem mehr in den Händen der Staats - und Provinzialregierungen, so daß alle an Einwanderer erlassenen Einladungen und Versprechungen auf der schamlosesten Täuschung beruhten; Agenten und Rheder, welche Einwanderer nach Brasilien beförderten, seien ehrlose Seelenverkäufer, die Bewohner des Landes seien die verwerf lichste und korrupteste Menschenclasse, die den europäischen Emigranten durch Lug und Trug in die unseligste Sclaverei verlockte; die Briefe von dort nach Europa würden entweder von den „Negerbaronen" dictirt oder, wenn sie selbstständig geschrieben seien und die Wahrheit meldeten, unterschlagen; die Religion der Brasilianer sei eitel Jesuiterei und das intoleranteste Pfaffen thum; das Klima sei tödtlich, das Land wimmele von reißenden Thieren und Ungeziefer, die dem unglücklichen Einwanderer das Leben entweder nähmen oder unerträglich machten; die bereits augesiedelten Deutschen lebten in der unwürdigsten Knechtschaft und äußersten Noch, und was dergleichen mehr war. Der „Menschenhandel" und die „ Seelenverkäufern " paradirten als Ucbcr- schrifteu der Artikel, welche gegen Brasilien und die Auswanderung dahin geschrieben waren, zahlreiche Zeitungen und öffentliche Blätter brachten diese Artikel oder druckten sie wieder; es war ein Lärm, als wäre Deutschland in Gefahr, von Brasilien verschlungen zu werden. Mit Recht wurden die be sorgten Regierungen stutzig. Zumal diejenigen armen Ausgewanderten, welche als Halbpachtkolonisten nach Brasilien gegangen waren, erregten Besorgnisse: sie zumal, die ja nach geschlossenen Coutractcn auf dein Grund und Boden brasilischer Grundhcrrcn arbeiteten, die also vor der Rückzahlung der cmpfaugeuen