Vt „sächsisch - Bairische Staats-Eisenbahn. Nächsten Sonntag: Extrafahrt von und nach allen Stationen. Ab-, fahrt in Leipzig, Zwickau und Reichenbach Morgens 5 Uhr. Rückfahrt mit jedem bis Dinstag Abends abgchenden Zuge rc." — Diese Ankündigung, mit großen, fetten Buchstaben ge druckt, fiel mir sogleich in die Augen, als ich, in meinem Studicrstübchcn in der Quecrstraße zu Leipzig sitzend, am Freitage Morgens die Zeitung zur Hand nahm. Im Hellen Sonnenscheine lachte der blaue Frühlingshimmel zum Fenster herein, und wie ein Blitz durchzuckte mich die lange nicht genossene Reiselust bei der lockenden Anzeige. „Einen kleinen Ausflug nach Zwickau könnte ich einmal machen," dachte ich, und der plötzliche Gedanke ward schnell zum festen Entschlüsse. Hatte ich doch den lieben, langen Winter hindurch an Zwickaus Steinkohlen mich gewärmt; hatte ich doch neuerdings so Vie les von dem Aufblühen der altberühmten Stadt gehört; lebte mir doch dort ein alter, wcrthcr Freund, den ich seit Jahren nicht gesehen. Was Wunder, daß mich's nach Zwickau zog, um diese große Speisekammer für so viele tausend Oefen, Dampfmaschinen und Locomotiven in Augenschein zu nehmen, mich der alten Stadt in ihrer neuen Blüthe und der liebli chen Gegend in ihrem Frühlingsschmucke zu erfreuen und mit dem thcuren Jugendgcnosscn einige trauliche Stündchen zu verplaudern. Sofort wurde an Letzteren ein Brief mit der Meldung meiner Ankunft abgesendct, und am dritten Tage wanderte ich, die leichte Reisetasche über der Achsel, in der stillen Frühe des herrlichsten Sonntagsmorgcns zum Sächsisch- Bairischen Bahnhofe hinaus. — Ich habe den schnellen Ent schluß nicyt zu bereuen gehabt; drei genußreiche Tage sind mir in der alten Schwanenstadt — wie die poetischen Zwickauer sie gern nennen — und ihren reizenden Umgebungen schnell dahin geschwunden, und zu Nutz und Frommen Aller, die an solchen Ausflügen Geschmack finden, will ich hier eine flüch tige Schilderung dieser drei Tage in Zwickau zu geben