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Das älteste Flötzgebirge, das man kennt, bezeichnet man mit dem Namen der Grauwackenformation und das nächst jüngere mit dem der Steinkohlenformation, und diese soll der Gegenstand unserer, wenn auch nur flüchtigen Betrach tung sein. Unter den klimatischen und sonstigen Verhältnissen un serer Erde zu der Zeit, als die Grauwackenformation vollendet war, während welcher bereits durch das unerforschliche „Es werde" organisches Leben hervorgerufen war, mußten, weil die Lebensbcdingungen ganz andere waren, auch andere Pflan zen* auf und von der Erde leben, und in der That war es so; denn die Pflanzen, deren Reste man in den Steinkohlen flötzen antrifft, sind alle nicht mehr lebend auf der Erde an zutreffen; ja sie sind sogar zum Thcil so verschieden, daß man in der heutigen Flora vergebens nur nach ähnlichen Ge stalten sucht. Unter den günstigsten Umständen, die eine heiße Atmosphäre, ein fortwährend feuchter und gleichförmig war mer Boden schufen, entwickelte sich eine Pflanzenwelt, die ebenso üppig wie cigcnthümlich in Sümpfen und an den Rän dern der Meere aufwuchertc. Während namentlich Moose und ihnen verwandte Organismen in den feuchten Niederun gen wucherten und eine junge Pflanzenwelt über sich selbst erzeugten, von unten auf aber abstarben und so Massen von Vegctabilicn anhäuften, entwickelte sich an den Gestaden der Oceane, an den Ufern der Binnenseccn, auf den zahlreichen Inseln, auf dem Festland eine Pflanzenwelt von Schilfen, Palmen, Cacten, Schachtelhalmen, Farrenkräutcrn u. s. w., die durch ihr Abftcrben neuen Fruchtboden erzeugte, auf wel chem immer kräftigere, immer riesigere Gewächse ausschoßtcn. Ein Orkan, ein Erdbeben warf diese ganze Schöpfung zu Boden, um neues Leben auf diesem Todtenbette hervorzurufen, oder eine andrängende Wasserfluth schwemmte die Wälder in die Meere, wo sie zu Boden sanken, um, von erdigen Massen bedeckt, unter den Einwirkungen des kräftigsten Drucks, unter Entwickelung geheimer chemischer Umwandlungsproccsse, zu Kohle zu werde». Solche Perioden kehrten von Zeit zu Zeit wieder, ab wechselnd sproßte und trieb und wuchs die Pflanzenwelt und wurde begraben von schlammigem, sandigem, kiesigem Boden, und so finden wir die häufige Erscheinung — wie bei Zwickau — daß vielfache Anhäufungen (Flötze) übereinander liegen. So hat das Kohlengcbirgc auf der Südseite des Hundsrück 120 Flötze, ja die Kohlengruben von Colcbrookc-Dale im Westen Englands weisen 135 Flötze über einander nach, deren Ge- sammtmächtigkcit 500 Fuß übersteigt. Wir müssen es dem gelehrten Naturforscher überlassen, die Namen all der Pflanzen festzustellcn, deren Ruinen man in den Flöhen und ihrer Nachbarschaft findet; uns muß ein Gesammtbild genügen, eine Gcsammtvorstellung, wie wol die Pflanzen jener Wälder ausgeschen haben mögen. Ob das