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glühen aus. Dabei wurden sie alle so grell beleuchtet, daß sie zur Hälfte wie feurige Männer erschienen, und trotz der ziemlich kalten Luft ließ ihnen doch die Hitze, und die an. strengende, flinke Arbeit den Schweiß über das Angesicht rennen. Einem andern Ofen hatte man den Schlund schon aus geleert, und eben fing man an, ihn wieder mit Kohlen zu füllen. So wie diese auf die weißglühenden Steine fielen, züngelten kleine Lichter durch den Ofen, die aber bald von den frisch aufgeworfenen Kohlen wieder erdrückt wurden. Während der eine Arbeiter in den Ofen einwarf, fuhr ein anderer die Kohlen von einem großen Haufen herzu und alles ging mit einer so großen Raschheit und Geschicklichkeit, daß man hätte meinen sollen, es strenge die Arbeit die Männer gar nicht an, wenn nicht der kurze Athcm und der rinnende Schweiß Verräthcr geworden wären. Noch viele andere für den Neuling höchst anziehende Anblicke tauchten aus dem halb erhellten Dunkel der Nacht gespensterähnlich hervor, doch lag es für jetzt nicht in unserer Absicht, ihnen näher in das Auge zu sehen; denn wir wollten vor Anbruch des Tages den Hohcndorfer Berg besteigen, um von da die Ansicht des gcsammten Feucrthales genießen zu können. Wir schieden, und schon das, was eben wie ein Traum aus dem Feenreiche an meinen Augen vorübcrgewandelt war, hätte mir für die Mühe, die ich mir den Weg hatte kosten lassen, reichlichen Ersatz gewährt. So, dachte ich beim Fortgehen, muß cs einst in der unterirdischen Werkstätte des Vulkan ausgesehen haben, wenn er, der kunstreiche Meister mit den rüstigen Gesellen mit Hülfe des Feuers das harte Eisen in die lieblichsten Formen zwang. Mein Freund führte mich den steilen Berg hinan so, daß uns durch den Berg selbst die Aussicht ins Thal abge schnitten war, und erst als wir von dem scharfen Steigen etwas außer Athem die Höhe des Berges erreicht hatten, wurde es meinen wartenden Augen vergönnt, ihre sehnsüchti gen Blicke hinab ins Thal zu werfen. Welch ein Anblick! so seltsam und abenteuerlich, aber doch so schön! Lange Zeit betrachtete ich das wunderbare Schauspiel, das so plötzlich vor mir aufgerollt worden war, unter Schweigen; denn ich wollte die Fülle der verschiedenen, aber durchweg erfreuenden Eindrücke voll und ganz empfinden und ihren Lauf nicht durch vorzeitiges Aussprechcn meiner Gefühle unterbrechen und stören. Endlich hatte ich Alles überschaut und erfaßt und meiner Seele ein Gcsammtbild des in seiner Art unübertrefflichen Nachtstücks cingeprägt, von dem ich schon damals wußte, daß cs durch die Länge der Zeit nicht wieder verwischt wer den könnte. Wie aber wäre es möglich, das gesehene Bild auch nur im Entfernten mit Worten so zu schildern, daß der Leser ein