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4 t>r. Brandis: unter. In jedem zwölften Jahre gilt das Wasser des Flusses an diesem Orte für ganz besonders heilig, dann strömen die Pilger in noch größeren Schaaren herbei, bisweilen mehrere Millionen Menschen. Auf einer großen Ebene, die sich von dem Flusse bis an den Fuß der Berge ausdehnt, lagern die Pilger. Straßen werden gezogen, einer jeden Gesellschaft wird ihr Platz angewiesen, auf dem sie ihre Zelte aufschlagen oder Hütten aus Zweigen bauen, und strenge wird auf Reinlichkeit gehalten. Am Fluß ist das Gedränge un geheuer, und um Unglück zu verhüten wird durch eine starke Polizeimacht Ordnung gehalten. Die wogende Menge der Pilger auf den Treppen, die Tempel und Paläste, und dahinter die Vorberge des Himalaya, Alles spie gelt sich in dem klaren Wasser des breiten Stromes. Diese Vorberge bilden eine niedrige Gebirgskette, die Sivaliks genannt, die, aus Sandsteinen und Konglomeraten bestehend, sich bis zum Jumna-Flusse hinziehen, dem west lichen Nebenflüsse des Ganges, der bei Delhi und Agra vorbeifließt und dann bei Allahabad sich mit dem Ganges vereinigt. Zwischen diesen Vorbergen und der äußersten Kette des Himalaya-Gebirges erstreckt sich ein Längsthal, das Dehra Dän, ebenfalls in nordwestlicher Richtung, vom Ganges zum Jumna, 70 kia lang und 19 lria breit. Im Süden wird dieses Thal be- gränzt durch den schon genannten Gebirgszug der Sivaliks, während im Norden sich steil die äußerste Himalayakette erhebt, auf der in einer Höhe von 6500—7500 Fuß engl., im Mittel 2100 in, die beiden Gesundheits- statiouen Mussorie und Landaur liegen. Aehnliche Längsthäler sind häufig, und in dem nordwestlichen Himalaya sind sie unter dem Namen der Däns bekannt. Auf dem höchsten Punkte dieses Längsthales liegt in einer Höhe von 2200 Fuß engl. (670 m) das Städtchen Dehra Dün. Zwei kleine Flüßchen entspringen hier, von denen der eine nordwestlich in den Jumna fließt, während der andere in entgegen gesetzter Richtung dem Ganges zuströmt. Auf den Kämmen des Sivalikbergzuges und in den Schluchten der' gegenüberliegenden Himalayakette finden wir Bestände einer der indischen Kiefern, der kiaus lonAikolia, in den meisten Gegenden des nordwestlichen Himalaya unter dem Namen Chir bekannt. Ein kerzengerader Stamm, dessen dicke Rinde durch tiefe Risse in große Polygone Platten getheilt wird, trägt eine weit ausgebreitete, im Alter schirmförmige Krone, welche an die Krone unserer Kiefern erinnert. Die langen biegsamen Nadeln, oft einen Fuß lang, stehen in Büscheln zu dreien, während wie bekannt die Nadeln unserer ge meinen Kiefer (kinim silvostrls), die der Pinie (l?inu8 kinsa), der Schwarzkiefer (kinus IUvio), der Seestrandskiefer (kinu8 killÄ8ler) in Büscheln zu zweien stehen. Wie bei der gemeinen Kiefer dauern die Nadeln im Mittel zwei bis drei Jahre und die Belaubung ist licht. Auch in dieser Hinsicht kann sie mit unserer Kiefer verglichen werden, vielleicht könnte man sagen, daß die Be schattung der kinu8 lonAikolia noch leichter ist als die unserer gemeinen Kiefer. In jedem Falle ist in diesen niedrigen Breiten die Macht der Son nenstrahlen viel stärker als bei uns im 50. Grade nördlicher Breite. Dies