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16 Dr. Brandis: ^VsIIinAtonia Kaliforniens und des Unoalz-xtus von Australien (100 in) er reichen die Bäume Ostindiens keinenfalls. Daß die drei Kiefernarten der wärmeren Gegenden Indiens im mitt leren Europa nicht im Freien fortkommen, ist begreiflich. Die Deodar-Ceder dagegen wird schon seit mehr als 60 Jahren in England kultivirt und es giebt in den englischen Parks jetzt große Exemplare dieses Baumes. Schon viel früher, vor mehr als 200 Jahren, war die ihr nahe verwandte Libanon- Ceder eingeführt worden, und als Deodar allgemein in England bekannt wurde, unterschied man diese Ceder hauptsächlich durch die bläulichgrüne Färbung der Nadeln. Die Farbe der Libanon-Ceder ist in der Regel ein reines dunkles Grün, und im Anfang war man in England irrthümlich der Meinung, daß die Deodar-Ceder immer ein blüulichgrünes Laub habe. Wenn also in einem Saatbeete junge Pflanzen aufgingen, welche nicht die beliebte blaugrüne Färbung zeigten, so erzählt man, daß sie ausgezogen und weggeworfen wurden, denn die konnte man nicht als Deodarpflanzen ver kaufen. Die Käufer würden sie für Libanon-Cedern gehalten haben, und die waren verhältuißmäßig werthlos. So kam es, daß lange Zeit nur das als Deodar angesehen wurde, was ein blaugrünes Laub hatte. Jetzt freilich weiß man es besser. Im Himalayagebirge ist die Ceder meist dunkelgrün, es giebt aber auch bläulichgrüne Bäume, in Simla z. B. hat die Ceder an einigen Orten immer bläulichgrüne Nadeln, ohne daß man die Farbe mit Sicherheit auf Boden oder Lage zurückführen könnte. Und in England hat man bemerkt, daß mit dem Alter die Färbung der Nadeln wechselt, daß die Nadeln junger blau grüner Deodaren im Alter eine dunkelgrüne Färbung erhalten. Auch die Libanon- und Atlas-Cedern variiren in der Färbung der Nadeln und auch unsere gemeine Kiefer zeigt bekanntlich nicht selten eine Berschiedenheit in der Färbung. Einen Stich ins Bläuliche hat sie ja immer, und dadurch unter scheidet sie sich von der Berg- oder Krummholzkiefer (Uinus montana), die stets eine dunkelgrüne Farbe hat. Aber der Grad der bläulichen Färbung des Laubes wechselt ungemein. In Wirklichkeit ist, soweit bis jetzt bekannt, kein wesentlicher Unter schied zwischen dem Deodarbaume und der Libanon-Ceder. Der erstere hat in der Regel längere Nadeln, in Kew treibt er im Frühjahr 14 Tage früher als diese, der Endtrieb ist meist biegsam und überhängend, während die Spitze der Libanon-Ceder steif aufrecht steht. Dies sind die einzigen Unterschiede. Der Habitus des Baumes ist der nämliche. Alte Bäume, namentlich wenn freistehend und in exponirten Lagen, breiten ihre Aeste weit aus und haben eine abgeflachte Krone. Die Kätzchen der männlichen Blüthe, die Zapfen, die Schuppen und die Samen geben keine unterscheidenden Merkmale ab. Nur in einem Punkte ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen, und dies ist die Struktur und die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des Holzes beider Bäume. Auch die Atlas-Ceder, welche auf dem Hochgebirge des Atlas wächst, ist den beiden eben genannten Arten sehr nahe verwandt. Sie hat die kurzen