298 Kioto. Art der Gottesverehrung, nämlich das Christentum. Von den Lippen eines Buddhistenpriesters klingt ein solches Bekenntniß jedenfalls eigentümlich. Die Besichtigung der Malereien, Schnitzereien, der Lack- und Bronzearbeiten sowie der Gärten nahm geraume Zeit in Anspruch, dann verließen wir durch eine Anzahl von Höfen den Tempel und wandten uns einem von dem berühmten Taikun Tako Sama im fünfzehnten Jahrhundert erbauten Hause zu. Schöne Gärten mit Seen, Brücken, Felsgruppen, Miniaturflüssen und Kanälen, Pa villons u. s. w. umgeben dasselbe, und im Hause selbst fanden wir Alles für unfern Empfang vorbereitet. Ueberall waren Blumen aufgestellt und Teppiche ausgebreitet; Kuchen, Obst und Hibatchis zum Wärmen warteten unserer. Das Gebäude selbst unterscheidet sich von den neueren Häusern nur dadurch, daß der Bau sowohl als die Ausstattung eine höhere Kunststufe erkennen lassen; die Ein richtung ist im Uebrigen ganz dieselbe. Der Jashgis, welchen wir hierauf besuchten, lag in einem völlig entgegengesetzten Stadttheil. Früher war dies der Palast des Taikun, jetzt befindet sich eine Art Polizeiamt in demselben. Die Bauart und die drei Umwallungen sind die nämlichen wie bei allen Jashgis, nur sind die Größenverhältnisse anders als bei demjenigen in Tokio. Dort herrscht der Taikun in ungestörter Souverainetät, hier erscheint er als der Diener seines rechtmäßigen Herrn, — in Wahrheit sein Gefangener. Der frühere Taikun kämpfte nach der letzten Schlacht noch an dieser Stelle, floh von hier nach seinem Schlosse bei Osaka, und obgleich er sich dort noch lange hätte halten können, so zog er es doch vor, sich zu ergeben. Zwei seiner Minister stellten ihm vor, daß aus Rücksicht für seine Anhänger, welche er mit falschen Vor spiegelungen getäuscht habe, ihm nun keine andere Wahl bleibe, als das Hara-kiri (die angenehme Ceremonie des Bauchaufschlitzens) zu vollziehen. Der Taikun hielt es indeß für gerathener, dem ihm von den Beiden gegebenen Beispiele nicht zu folgen und lebt heute noch als Privatmann auf seiner Besitzung in der Nähe von Tokio, wo er sich mit Jagen und Fischen vergnügt. Man glaubt, daß er noch Minister bei dem jetzigen Mikado werden wird.