Eine Eisenbahneröffnung in Japan. 289 öffnung der Bahnlinie zwischen Kobe und Kioto beizuwohnen, und sollten dann zugleich die Herren dem Mikado vorgestellt werden. In den Straßen wogten Tausende und Tausende von Menschen in ihren Festtagskleidern, trotzdem herrschte überall die größte Ruhe und Ordnung. Das Bahnhofsgebäude war mit Grün, Kamelien und rothen Beeren geschmackvoll ausgeputzt; vor demselben hatte man eine ringsum offene, auf Säulen ruhende Halle errichtet, deren Holzwerk vollständig von grünen Gewinden und in Blumen aus geführten großen Drachen und Phönixen (den kaiserlichen Abzeichen) verdeckt wurde und deren Dach eine Fülle großer Maßlieben schmückte. (Maßliebe ist das persönliche Abzeichen des Mikado, wie drei Malvenblätter dasjenige des Taitün sind.) Der Boden war mit rothem Tuch und die Erhöhung, auf welcher unter einem Baldachin der Thron des Mikado sich befand, mit einem sehr häßlichen, großgemusterten Brüsseler Teppich bedeckt. Tom verfügte sich mit dem Konsul und den übrigen Herren nach der Plattform, um den Mikado zu empfangen, während ich mich mit Mrs. Annesley und den Kindern nach den für uns bestimmten Plätzen begab. Es wohnten nicht viele Europäer der Festlichkeit bei, dagegen war eine große Anzahl von Japanern auf der Plattform versammelt, die am Boden hockend geduldig ihres seither unsichtbar gewesenen Herrschers harrten, welchen das Dampfroß ihnen zuführen sollte. Die Köpfe der Männer waren der festlichen Gelegenheit zu Ehren frisch geschoren und die kleinen Zöpfe sauber geflochten, während die Haare der Frauen in merkwürdiger Weise geordnet und mit Hellen Schildpattkämmen, einer großen Nadel und mit künstlichen Blumen geschmückt waren. Einige der Kinder trugen schöne Unterkleider in Roth mit Gold, sonst aber herrschte im All gemeinen Dunkelblau mit rothem Ausputz vor. Die buntgestickten Obis oder breiten Schärpen sind ein besonders auffallender Theil des Anzuges, über die vorn ganz glatt anliegenden Gewänder befestigt, und im Rücken in eine große bis zu den Schultern empor stehende und tief herabreichende Schleife geschlungen, bilden sie mit den Oberkleidern hinten ein förmliches Bündel. Beim Gehen ent falten die Japanerinnen in ihren mit hohen Absätzen versehenen Brassey, Segelfahrt. jg