hatten mehrere Grad Kälte, trotzdem mar es in der Sonne wirklich heiß, und die Leute saßen vor den Thüren oder auf den geräumigen Verandas ihrer Häuser. Jokohama hat einen vollständig europäischen Anstrich, und erst nachdem mir die Stadt verlassen hatten, bekamen wir japanische Eigenthümlichkeit zu Gesicht. Die ganze Landschaft und die zahl reichen Dörfer machten vollständig den Eindruck lebendig gewordener Fächer und Theebretter, nur wirkte der Schnee einigermaßen störend in dem Bilde. Wir fuhren über mehrere Flüsse, und nach etwa einer Stunde war Tokio erreicht. Die unter dem Glasdach des Bahnhofsgebäudes versammelte, lachende und schwatzende Menge bestand bloß aus In ländern, und das Klappern der Hunderte von Holzschuhen klang unseren Ohren ganz eigenthümlich. Noch standen wir rathlos unter all diesen fremden Elementen, als ein kleiner Japaner mit einem Postbeutel über der Schulter auf uns zukam und den Namen von Sir Harry Parkes nannte. Gleich darauf waren wir in einer An zahl doppelt und dreifach bemannter Jinrikishas untergebracht, und fort ging es in rasender Geschwindigkeit unserem unerwartet auf getauchten Führer nach, welcher laut schreiend den Weg für uns bahnte. Tokio ist eine noch ächt japanische Stadt; in deren Mauern, mit Ausnahme der ausländischen Bevollmächtigten, kein Fremder wohnt. Nicht weit vom Bahnhofsgebäude, in der Nähe des Shivatempels, machten wir Halt. Hier in der großen, viele Acres haltenden Um friedigung, deren Mauern von Schlingpflanzen dicht bedeckt sind und in deren immer grünen Bäumen Krähen und Naben krächzten und Tauben girrten, als ob sie mitten im tiefsten Waldesfrieden weilten, befinden sich die Grabstätten der meisten Taikune. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, ein so schönes Bauwerk hier anzu treffen. Der Grundgedanke der japanischen Baukunst ist augenscheinlich der eines unter Bäumen sich erhebenden Zeltes; deßhalb sind auch die Linien des hohen, überhängenden, reich vcrzierten^Daches nicht gerade, sondern sanft geschweift, gleich dem hängenden Zelttuche, und