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wackeren Oberregiffeur Hock in dessen Benefiz am 5. d. M. In Aussicht steht „die Waise von Lowood" mit genannter Dame als Jane Ehre und Emil Devrient als Rochester! DaS Nebeneinanderspielen zweier so bedeutender Künstler läßt ein volle- HauS wohl um so sicherer erwarten, als Frl. Raabe an dem be treffenden Abend hier in der That zum letzten Mal, Meister Devrient aber überhaupt nur dies eine Mal auftreten wird; er kommt lediglich deS Benefizianten wegen auf den einen Tag nach Leipzig. Der Dank, welcher Herrn Hock für seine unleugbaren Verdienste in der Regieführung gebührt, wirst zudem wohl auch noch ein beträchtliches Gewicht m die Wagschale. vr. Emil Kueschke. Verschiedenes. (Vom Kriege.) Die Urihelle der auswärtigen Presse über die KriegS-Operattonen in Böhmen treten, wegen der Widersprüche in den Depeschen auS Berlin und Wien, fast allgemein noch mit großer Unsicherheit auf. Nichtsdestoweniger können wir in der „TimeS" vom 30. die Ansicht ausgesprochen finden, daß die preußischen Waffen einen „soliden Erfolg errungen "; denn wenn auch die Depeschen von jeder Seite noch so parteilich gehalten wären, gäbe eS doch ein Element, daS den Leser in Stand setze, sich über daS wirklich Vorgegangene einen Begriff zu machen. Wenn eine Armee ihre Stellung in Feindesland behaupte und sich allmälig vorwärts bewege, so fehle der Grund zur An nahme, daß sie geschlagen sein könne. Dagegen giebt die „Times" zu bedenken, Feldzeugmeister Benedek befehlige eine der größten und prächtigsten Armeen Europa's, und well er in den ersten 14 Tagen des Krieges noch nichts Außerordentliches geleistet habe, wäre eS voreilig, anzunehmen, daß seine Hülfsmittel erschöpft und daß sein Ruf dahin lei. Der Feldzeugmeifler Benedek steht mit vier ArmeecorpS in einer stark verschanzten Stellung bei Iung-Bunzlau und es wird jedenfalls heiße Kämpfe kosten, ihn von da zu vertreiben. In den nächsten Tagen dürste wahrscheinlich eine heiße Entscheidungsschlacht stattfinden, schreibt der K. Zig. Der GesaMmtverlust der Oesterreicher beläuft sich nach der Nordd. Mg. Ztg. auf 20 bis 28,000 Mann. Dasselbe officiöse Blatt druckt Nut fetter Schrift die amtliche Nachricht: Die wich tige Vereinigung der beiden Armeen des Kronprinzen und deS Prinzen Friedrich Karl ist in Folge deS glücklichen Sturmes der preußischen Truppen gegen Gitschin als vollständig hergestellt zu betrachten. Bon der Trautenauer Affaire kommen auSBreSlau der! N. A. Ztg. folgende Detail-Nachrichten zu. Am frühen Morgen! deS 28. Ium gmgen die Garden gegen daS 50,000 Mann starke CorpS deS Felvmarschall-Lieutenant Freiherrn v. Gablenz vor, demj eS am Abend vorher gelungen war, daS erste ArmeecorpS übe Trautenau zurückzudrängen. Die Garderegimenter stürzten st mit einer Kampfgier, der nichts zu widerstehen vermochte, auf de Feind. In Folge der langen Defile'en, die daS CorpS in der GebirgSlande zu durcheilen hatte, war eS nicht möglich gewesen^ die Reserve-Artillerie mit ins Gefecht zu ziehen, so daß im Anfänge nur 12 preußische Geschütze den Kampf gegen 64 österreichische führen mußten. Aber dieses unglückliche Verhältniß konnte nur die Verlust« steigern, nicht die Bataillone zurückhalten. ES begann ein Kampf, wie ihn die Kriegsgeschichte nur selten verzeichnet hat, ein Kampf auf Leben und Tov emer schwächeren Truppe gegen einen über mächtigen Feind, die daber stets im Avanciren blieb. In den kleinen Gehölzen, auf den Bergen, in den sieben Schluchten, die steil abfallen, überall waren die Garden im Avanciren und überall erlag der Feind, wenn er auch nicht weichen wollte. Die Erfolge dieses HeldeukampfeS bei Staudenz und Trautenau waren groß, 8000 Mann verloren die Oesterrncher an Todten, Verwundeten und Gefangenen, von denen gegen 4000 in den Kirchen von Trautenau aufbewahrt werden. Aber es forderte der Sieg auch schwere Opfer, besonders die zwecken Bataillone deS Kaiser Franz Grenadier- und Garde-Füfiuer-Regiments haben stark verloren. Mehrere Geschütze eroberte die erste Garde-Division auf dem Schlachtfelds. General von Gablenz soll verwundet nach Piunikau gebracht sein. Eben komme ich, schreibt man der BreSl. Zeitung auS Görlitz, vom Bahnhof, wo sich ein Stück von der schrecklichen Seite deS Krieges vor den Augen einer zahlreich versammelten Menschen menge entwickelte. Ern Zug brachte die erste größere Anzahl Ver wundeter hieher. ES waren Oesterreicher und Preußen, Officiere sowohl als Gemeine. Der Zug fuhr auf der sächsischen Sette am Güterbodcn vor, wo bereits Möbelwagen «ick Matratzen vorge fahren standen, um diejenigen, welche nicht gehen konnten, nach dem CentralhoSpttal in der Krölstraße zu schaffen. Dieselben wur den aus den Waggons gehoben, über den Güterboden weggettaaeu und in die Wagen gelegt. Eine andere größere Menge schlich langsamen SchrmeS nach demselben Local, vor welchem Preußen und Oesterreicher sich herzlich und wacker die Hände drückten. Andere Verwundete sollen noch unterwegs sein; auch erwartete man S00 Gefangene. 41 is 1 Leipzig, 3. Juli. Von morgen ab geht der früh S Uhr von hier abfahrende Zug bis Gotha nnv kehrt der Abends 10*/, Uyr hier eintreffende Zug von dort zurück. Die übrigen Züge gehen vorläufig nur bis Erfurt, resp. kommen von dort zurück. ** Reudnitz, 8. Juli. Gutem Vernehmen nach wird der ier bestehende Verein zur Unterstützung von durch die dermaligen eckverhältniffe brodloS gewordenen Familien nunmehr nächsten ronnerStag seine Thätigkeit beginnen und zunächst an alle diejenigen Personen, welche sich bis morgen (Mittwoch) Vormittag bei einem der Commissionsmitglieder gemeldet haben und deren Bedürftigkeit in der an demselben Abend stattfindenden Com- missionSsitzung festgestellt sein wird, je nach Bedürfniß Brod- und Speisemarken verteilen. ES dürste lediglich im Interesse der Bewerber selbst liegen, wenn sie ihre Anmeldungen rechtzeitig allwöchentlich vor dem Mittwoch und Sonnabend (an welchen Tagen die ausführende Commission ihre Sitzungen behufs der Entscheidung über die eingegangenen Gesuche abyält) bei einem der Commissionsmitglieder (Schmiedemeister Berger, Producten- händler Frauendorf, Tischlermeister Henker, Bäckermeister Joachim, Apotheker Kohlmann, vr. moä. Kreußler, G. Mädler, Hausbesitzer Richter (Grenzgaffe), Zimmermeister Zickmantel) bewirken wollte», um beiden Thetten unliebsamen Verzögerungen vorzubeugen. Dresden. Der Königlich Preußische Milckairgouverneur deS Königreichs Sachsen, Herr Generalleutnant von der Mülbe, Exc., hat die Anordnung getroffen, „ daß alle auf die jetzigen politischen, administrativen und militainschen Verhältnisse bezüglichen Bekannt machungen allgemeiner Art — also von Oberbehörden ausgehend — Seiner Genehmigung und alle localen Bekanntmachungen gleicher Art der Genehmigung deS am Orte commandirenden OfsicierS be dürfen." Die von Sr. Majestät dem König niedergesetzte Landes- Commisston bringt auf Antrag deS Königlich Preußischen Civil- CommiffarS, Herrn Landrach von Wurmb, diese Anordnung zur allgemeinen Kenntniß und verordnet, daß alle Landesbehörden der selben naibaehen. Dresden, den 2. Juli 1866. Königliche LandeS-Commission. v. Falkenstein, v. Friesen, vr. Schneider, v. Engel. — Zu den Befestigungsarbeiten von Dresden sind gestern Abend per Eisenbahn gegen 800 Schanzarbeiter von Berlin hier eingetroffen und vorläufig in den Localckäten des CentralbahnhofS untergebracht worden. Wie wir vernehmen, soll ihnen noch eine größere Anzahl Nachfolgen. Weimar, 2. Iulr. Heute wurde daS hiesige königl. sächf. Telegraphen-Bureau auf preußischen Befehl geschloffen. — Der Commanvant deS Großherzogl. ContinaentS, Oberst von Sydow, ist von Mainz zurückgekommen, wo sich die weimarischen Truppen bekanntlich noch befinden. Die eigenthümliche Lage, m welche daS Kontingent seit seinem Marsche nach jener Bundesfestung durch die Gestaltung der Bundesverhältnisse gerathen ist, hat im Lande begreiflich die Gemüther beunruhigt und so manche Gerüchte her vorgerufen, welche nicht eben geeignet waren, die Hoffnungen auf einen erwünschten Verlauf der Dmge zu erhöhen. Halberstadt, 29. Juni. Man schreibt der Magd. Zeitung: „Unsere Stadt war gestern Abend in emer fieberhaften Aufregung. Der Bürgermeister von Wernigerode hatte an unseren Comman- danten v. Hartwig telegraphirt, eS würde sich Abends ein mit Silber barren beladener hannoverscher Wagen durch Halberstadt zu schlei chen suchen. Sofort saß unser braver Rittmeister Braun mtt einigen handfesten Cürassteren auf und sprengte in der Richtung nach Wer nigerode fort. Auf dem Kanonberge trafen sie einen Wagen mit ge räumigem Magazin, in demselben saßen zwei Herren. Die Frage, ob sie Hannoveraner wären, bejahten, die, ob sie Silberbarren rm Wagen mit sich führten, verneinten sie. Hierauf befahl Rittmeister Braun, daS Magazin zu öffnen, in welchem eine größere Anzahl ganz neuer Kistchen aufgestapelt standen; die eine wurde gesprengt und ein Barren vom feinsten Silber glänzte den Prüfenden entgegen. Sofort wurden die Herren für Gefangene erklärt und der Wagen mit seiwem kostbaren Inhalt, von einer ungeheuren jubelnden Volks menge begleitet, zunächst in den Hof des HoSpckalS zu St. Spiritus und von da nach dem Rathhause abgeführt. Hier eröffnet« Polizei- inspector d'Rouin daS polizeiliche Verhör, während die Cürasfiere Kiste um Kiste nach der Stadtcafse trugen, jede einzelne vom Hur- rah deS den Marktplatz dicht füllenden Volks begrüßt. Die Unter-. suchung ergab folgendes Resultat: Die Berghauptmannschaft zu KlauSthal hat SamStag über acht Tage 10,000 Bergleute zu loh nen, besitzt aber kein Geld. Auf Anfrage bei dem vom preußischen Civilcommissar v. Hardenberg mit diesem Reffort bettauten Herrn v. Sebach in Hannover hatte sie nun den Auftrag erhalten, die in KlauSthal vorräthigen Silberbarren schleunigst gegen harte Thaler zu verkaufen, damit die Bergleute rechtzeitig befriedigt werden könnten. Die Braunschweiger Bank, bei der zuerst angefragt wurde,' forderte zu hohe Provision. Man bot demnächst das Geschäft dem hiesigen ehrenwerthen Hause Aron Hirsch und Sohn an, das seit Iahr- zehenten mtt der KlauSthaler Behörde in Geschäfts-Verbindung gestanden hat. Nachdem dasselbe bei dem königlichen Bavkcomptoir m Magdeburg augefragt, ob dasselbe die Barren kaufen wolle, und eine zustunmende Antwort erhalten hatte, wurde der Kauf- Eouttact am 27. Juni von den hannoverschen Beamten BrunS,