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4228 Aus Schloß Pleißenburg bewegte sich diesen Vormittag ' ' 'eher Zug nach dem Magdeburger Bahnhof, 11 Uhr ein milttairisi 'te I Zug nach dem Magdeburger Bahnhof, der das lebhafteste Interesse unserer Bevölkerung m Anspruch nahm und von Straße zu Straße ein immer dichteres Publicum um sich versammelte. Es waren die gestern im Schlöffe unter gebrachten leichtblesprlen Kriegsgefangenen, von einer starken preußi schen EScorte begleitet. Wir zahlten 66 Mann der verschiedensten Waffengattungen, Jäger, Infanteristen und Cavalleristen, unter denen wir die tiefgebräunten Gestalten der Italiener, einen ungari schen Husaren und nach Uniform und Kopfbedeckung zu urtheilen auch einige Kaiserjäaer bemerkten. Besondere Aufmerksamkeit er regte ein sächsischer Oberjäger, der von hier gebürtig Arm in Arm mit seinen Angehörigen, eS hieß Mutter und Schwester, inmitten seiner Leidensgefährten einherschritt. Mittags 12 Uhr führte ein Eisenbahnzug die Gefangenen nach Magdeburg ab, woselbst sie in der Festung internirt werden sollen. Gleichzeitig reisten zwei ver wundete preußische Officiere auf der Magdeburger Bahn nach ihrer Heimath ab. — Seit gestern sieht man in unfern Straßen viele Reconva- leScenten blesstrter preußischer Soldaten umhergehen. Selbstver ständlich drängen^ sich IheilS aus Mitleid, theüs aus Neugierde so manche unsrer Einwohner an sie heran, das und jenes zur Er- Krieger, der mit Fragen bestürmt wird oder andrerseits durch ein zelne Schilderungen der selbsterlebten kriegerischen Ereignisse die Aufmerksamkeit der Zuhörer anspannt. In der Hauptsache sind e- Leichtverwundete, denen man so begegnet. Doch trifft man auch hin und wieder auf Soldaten, denen ein Arm fehlt, und die na türlich daS meiste Bedauern mit ihrem Geschick Hervorrufen. — Leipzigs Mildthätigkeit bei der jetzigen Kriegsbedrängniß bewährt sich von Tage zu Tage in erhöhtem Maße. Ueberall sucht man die Noth zu mildern und Alles, Jung und Alt ist be müht, nach Möglichkeit das Seinige hierzu beizutragen. So ist auch neuerdings seiten verschiedener Vereine das Augenmerk hierauf gerichtet, denn wie wir hören, hat z. B. der Gesangverein „Leip ziger Liedertafel" beschlossen, Anfang nächster Woche im hiesigen Schützenhause eine Abend Unterhaltung zu veranstalten, bei der man auf die Mitwirkung einiger hervorragender Künstler hofft und deren Ertrag zum Theil dem Comite für Verpflegung verwundeter Krieger überwiesen, zum Theil für brodlose Arbeiter oder nach Be finden für von dem Kriege heimgesuchte sonstige Calamitofen ver wendet werden soll. Ebenso ist seiten deS hiesigen Gesangvereins „Glocke" in gestriger Versammlung beschlossen worden, einen Geld betrag aus der Vereinscasse für bedrängte Soldatenfamilien an das betreffende Comite abzuliefern. Leipzig, 10. Juli. Ein reges kriegerisches Leben entfaltete sich heute auf dem Magdeburger und Dresdner Bahnhofe. Auf denselben bewegten sich nämlich die Mannschaften des in drei Extra zügen hier durchpassirenden 20. preußischen Landwehrregiments, welches, von Magdeburg kommend, nach dem böhmischen Kriegs theater dirigirt wnd. Die erste Abtheilung, aus 944 Mann mit 19 Officieren bestehend, traf um 11 Uhr hier ein, wurde im Güter schuppen des Dresdner Bahnhofs gespeist und um 12^ Uhr weiter nach Dresden befördert. Hierauf folgte ein zweiter Extrazug mit 771 Mann und 14 Officieren, die dritte Abtheilung endlich besteht aus 726 Mann und 12 Officieren. (D. A. Z.) ** Reudnitz, 9. Juli. Der hier begründete Verein zur Unterstützung solcher Familien, welche durch die dermaligen Zeit- verhältnisse orodlos geworden sind, hat am vergangenen Donners tag factisch seine Thatigkeit begonnen. Nicht nur haben die bis herigen Anmeldungen, so weit sie für begründet erachtet wurden, insgesammt Berücksichtigung gefunden, der Verein befindet sich auch in der günstigen Lage, noch weitere Unterstützungsanträge entgegenzunehmen. UebrigenS sei hier wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß auch Frauen mit ihren Kindern, deren Männer, gleichviel ob Inländer oder Ausländer, zum Militair auSgehoben worden oder bereits im Kriege gefallen sind, ebenso wie nicht dahin zu zählende brodlose Witwen mit Kindern, durch Beschluß der Vertheilungscommifsion ein gleich großes Anrecht auf die Theilnahme an den Vereinsmitteln haben sollen wie die obgedachten Famllien. Dresden, 10. Juli. Die Dresdner Nachrichten melden: Nachdem am Sonntag Morgen ein längerer gemischter Zug von Verwundeten und Gefangenen hier durchpassirt war, brachte der Sonntag-Abendzug 35 kriegSgefangene Officiere, einige wenige leichtverwundete darunter, sowie 5 Soldaten. ES befanden sich unter den Officieren 3 Sachsen, nämlich die Leutnants v. Zeschau, 6. Bat., Graf Kameke, 8. Bat., v. Planitz II., 11. Bat. Außer dem war noch Soldat Schoppe vom 11. Bat., unverwundet ge fangen, dabei. Sämmtliche Officiere erhielten im Speisesaale deS Leipziger Bahnhofes eine Labung durch einen kalten Imbiß und zwar durch einen Bajonnetstich im Gesicht verwundete königlich sächsische Major Volloorn vom 6. Bat., welcher auf Ehrenwort freiaegeben worden ist und in Dresden verweilt, wurde von seinen Waffengenoffen aufs herzlichste begrüßt. Eine große Anzahl der österreichischen Officiere kam in Civilkleidern, namentlich in bequemen Joppen, viele hatten Stroh- oder Filzhüte auf. Nachdem ihre Uni form nämlich in der Schlacht arg mitgenommen war, hatten sie schnell noch auf der Rückreise in Reichenberg sich mit Civilkleidern versehen. Unsere Landsleute sagten aus, sie hätten auf daS Be stimmteste versichern hören, daß der königlich sächsische Generalmajor v. Carlowitz geblieben sei. Außerdem versicherte der sächs. Soldat Schoppe, daß oer Leutnant Mehlig von seinem Bataillon leicht durch einen Streifschuß am Halse verwundet sei. — In später Nachtstunde kam noch ein Zug mit 960 Mann durch. — Wahrhaft bewundernswürdig sind die frommen barm herzigen Schwestern, protestantischer wie katholischer Confes- sion, denn beide wetteifern auf die gleiche, edelste und erfreulichste Weise, widmen sich ohne Scheu in den Hospitälern den schwierig sten, schmutzigsten und wirklich ekelhaften Geschäften, haben ihren steten Aufenthalt in den nicht selten mit den verderblichsten Mias men gefüllten Feldlazarethen, scheuen keine Plage, Mühe und per sönliche Aufopferung, um die Leiden der armen Kranken zu mil dern und die Schmerzensruckungen mit liebender Hand zu lindern. Giebt eS wohl größere Beispiele von Edelmuth und Selbstauf opferung? Wie unendlich hoch stehen diese bescheidenen, felbstauf- opfernden, von jeglicher persönlichen Eitelkeit so gänzlich fernen frommen Schwestern unter allen unfern eleganten, vornehm sein wollenden Modedamen der großen Welt und sogenannten Künst lerinnen ! Wahrlich ein vieljahrigeS Leben in den Kreisen mehrerer europäischer Hauptstädte und Verkehr mit den berühmten Damen deS Theaters hatte mir leider eine ziemlich gründliche Verachtung gegen das weibliche Geschlecht eingeflößt, von der mich nur daS Beobachten der stillen Thätigkeit der frommen Schwestern in den Feldlazarethen wieder heilen konnte. Wo ich das rastlose Wirken eines solchen edlen Wesens im Stillen beobachten konnte, erfüllte wahre Freude meine Brust. Welche Anerkennung aber finden auch die Johanniter mit den Schwestern bei allen Soldaten, wie freuen sich selbst die rohesten, sobald sie nur die weiße Binde mit dem rochen Kreuz erblicken! ES ist oft rührend, wie plötzlich die nach langen Märschen todtmüde hingesunkenen Krieger sich erheben, um Platz zu machen, wenn die frommen Schwestern sich nahen! Keinem General wird eine größere Ehrerbietung von den Truppen gezollt, als die einfachen, bescheidenen, in ihrer demüthiaen Haltung leise einher wandelnden frommen Schwestern so recht freiwillig erhalten. — Man schreibt dem „Berner Jntellbl." unterm 29. Juni von Murten: Gestern Abend gab der amerikanische Circus eine Vorstellung. Derselbe besitzt zwei kolossale Elephanten, die ganz frei in der Stadt umhergingen, blos begleitet von ihrem Führer, einem bildhübschen Manne. Heute Morgen 2 Uhr wollte die Truppe aufbrechen. Der Führer dieser beiden Thiere wollte diese für die Resse aneinander ketten, als ihn das Männchen ergreift und zweimal in die Luft schleudert, mit Füßen tritt und ihn so zu sagen in Stücke zerreißt. Das Thier, einmal wild, konnte nicht mehr gebändigt werden: Alles, was sich in dessen Weg befand, Fuhrwerke rc.. wurde über den Haufen geworfen, und so dauerte cS beinahe 2»/, Stunden. Alle Scharfschützen, Landjäger, Mili- tairS, Feuerspritzen, Alles mußte Posto fassen. Die Straße wurde mit 11 großen Fudern Heu gesperrt; doch der Oberamtmaun gab nicht zu, daß die Schützen die Jagd unternahmen. Sofort wurde eine 6 - Pfünderkanone von Freibura reclamirt, die diesen Mittag anlangte und aufgestellt wurde. Aus allen Fenstern sah man Carabmer. Doch beim ersten Schuß der 6 - Pfünderkanone sank das Thier zusammen. Die Kugel ging demselben durch die Brust und zerschlug noch die Adlertreppe. DaS Weibchen wurde dann gleichwohl ganz frei abgeführt. Das todte Männchen war bedeu tend größer als daS Weibchen, viel schöner und hatte 3»/, Schuh lange Stoßzähne. 391. Setten der Leipziger Produkte« - Börse am 10 Juli aotirt« Preise ») sür 1 Zoll-Centner Oel, 1») ?ü: 1 Dresdner Hchefiel Getreide, mit pareuthefirt beigesügtew Preise für ! Berliner WiSpel dergleichen und e) sür IW Preuß Quart Spiritus, Alles laut Anzeige der vervilichteten iKnwmisflonär,. Rüböl, Io«): 14 aL Bf.; p. Septbr., Octbr.: 12t/, Df. Leinöl, loeo: 13 Bf. Mohnöl, loco: 24 Bf. Weizen, 168 Pfd., braun, loeo: nach Qual. 42/4 — 5 Bf., 42/3—42/4 «L Gd. sn. Q. 57,-60 Bf., 56—57 ^ Gd.j Roggen, 158 Pfd., Io«): 4 ^ Bf., 3"/i, ^ bz. u. Gd..s48§L Bf., 47 bz. u. Gd.j Gerste, 138 Pfd., loeo: 31/3 Bf., feine W. 3Vs aL Gd. j40 Bf., feine W. 40 Gd.j — . — ^^s., 2Vs Gd. s26 Bf, Hafer, 98 Pfd., loeo: 2*/« 25»/, Gdss RappS, 148 Pfd., loeo: 5 ^ Gd. s60 ^ Gd.j Spirit»-, loco: 132/4 Gd. vr. zur. Kretschruarru, Secr.