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(vgl. Band I, Kapitel 22), und unter denen, die mir, als ich Vivi er reichte, entgegenkamen, war auch vr. Pechuel-Loesche, der noch nicht nach Loango aufgebrochen war und auch die Reise den Fluß hinauf noch nicht angetreten hatte. Wahrscheinlich waren seine „Studien" noch nicht beendet, indes; war mein Erstaunen so groß, daß ich aus rief: „Wie? Um Gottes willen! Ist vr. Pechuel-Loesche noch hier? Ich glaubte, er habe seine Mission schon vor vier Monaten angetreten. Das überrascht mich." Diejenigen Ihrer Leser, welche zufällig die ersten sieben Absätze des 22. Kapitels im 1. Bande lesen, werden bemerken, daß ich ziemlich viel Nachtheiliges über diesen hohen Charakter, bezüglich dessen „un geheuerer Energie, afrikanischer Erfahrung und wissenschaftlicher Bil dung" gewußt haben muß, ich wollte jedoch auf Persönliche Angelegen heiten, wenn sie nicht rühmenswerth waren, kein Gewicht legen. Im 2. Bande, Kapitel 35, schreibe ich, daß 263 Europäer während der Jahre 1879 bis 1884 in den Dienst der ,,.488oeiation clu Longo" getreten seien; allein im Kapitel 34 erwähne ich nur diejenigen Herren bei Namen, welche es ihres Werthes und ihrer Pflichttreue wegen ver dienten, in der Ehren- und Verdienstliste des Kongo aufgeführt zu werden; Sie werden aber darunter den Namen des vr. Pechuel-Loesche vergeblich suchen. Weshalb? Getreu dem Charakter, welcher ihn und die deutsche Expedition von 1873 bis 1875 wegen ihrer übermäßigen Langsamkeit, ihres Mangels an Entschlossenheit und des fast gänzlichen Fehlens der Willenskraft anszeichnete, hatte er drei kostbare Monate in Vivi oder am untern Kongo vergeudet, indem er mit jedem zankte und schalt, der ihm zu widersprechen wagte, insbesondere mit den Herren Gillis und Van de Velde, welch letztem ich davon zurückhaltcn mußte, ihn zu erschießen. In meinem Buche sage ich in Kapitel 22, Band I: „Es ist un- nöthig, die Gründe eingehend zu erörtern, welche die Abreise der Ge sellschaft verzögert zu haben scheinen; nach mehrmonatlichen Vorberei tungen weilte er mit seinem Stabe und der ganzen Expedition unthätig und geduldig noch in Vivi." Diese höfliche Art und Weise, über unangenehme Dinge hinwegzugleiten, genügt vr. Pechuel-Loesche nicht, er muß Thatsachen haben; ich beabsichtige bezüglich seiner noch einige weitere anzuführen und dann in Zukunft fertig mit ihm zu sein. Während meiner Abwesenheit in Europa wurde der Befehl über die Expedition vr. Pechuel-Loesche übertragen gemäß der Bestallung, die er vom Comitö erhalten hatte. Am 15. Juli 1882 wurde ich den untern Kongo hinabgeschafst, und am selben Tage übernahm vr. Pechuel-Loesche den Befehl. Am 14. December traf ich von Europa an der Mündung des Kongo ein und erfuhr durch den Chef von Leopoldville, den ich dort die Landluft genießend traf, daß vr. Pechuel-Loesche einen Monat vorher nach Europa abgesegelt sei.