80 ein Missionsgcist und überall treibt dieser Missionsgeist zu Mis- sionsthaten. Wir stehen in einem Misionsjahrhundcrt, das we nigstens in Bezug auf die aufgewendetcn Mittel wie auf dcu Umfaug des Missionsgcbiets alle früheren Missionspcriodcn übcr- trifft. Man kann es vielleicht beklagen, dass unsere Missionsthätig- keit nicht, ähnlich der römisch-katholischen, einheitlicher orga- nisirt ist, sondern die Vielgestaltigkeit des Protestantismus auch in ihr sich geltend macht. Und doch liegt auch darin ein Segen und eine Förderung. Denn gerade dadurch ist nicht nur der Missions eifer in der Heimat multiplizirt worden, sondern cs sind auch die mannigfaltigsten Gaben und Kräfte auf dem großen Missionsfclde zur Verwendung gekommen, und trotz mancher unliebcnswürdigen Konkurrenz und Polemik hat die gemeinsame Missionsarbcit den ökumenischen Sinn innerhalb des Protestantismus gepflegt und repräscntirt ein gut Stück seiner Glaubenscinhcit. Immer klarer werden auch die segensreichen Rückwirkungen erkannt, welche die wachsende Heidenmissionsarbeit auf das religiöse Leben der Heimat ausübt, sodass heute in allen sachverständigen Kreisen kein Zweifel mehr darüber ist: die Kirche bedarf der Mission zu ihrer eigenen Erhaltung, Förderung und Belebung. Wenn auch nicht in gleichmäßiger, so doch in von Jahrzehnt zu Jahrzehnt steigender Progression sind unsere Misionsleistungen gewachsen, unverkenn bar ein Zeichen ihrer Gesundheit. Überwiegend ist die Mission Sache freier Vereine. Sie hat, wie nichts anderes früher, eine Association der Gläu bigen bewirkt, und dadurch einen jahrhundert alten socialen Defekt des Protestantismus beseitigt. Mit Ausnahme der schottischen und neuerdings der schwedischen Statskirche ist nirgends die Mission Sache einer Statskirche als solcher; nur in einer Anzahl von Freikirchen, besonders in Nordamerika, am idealsten in der Brüder gemeinde und in der IVoc- Odurall ok 8eotl-»nll, ist die Mission Kirchensache. Die bloß gesellschaftliche Organisation der Missions arbeit hat zweifellos ihre Schattenseiten, aber sie ist unzweifelhaft prvvidcnziell und vermutlich auch präparatorisch für die Kirchen- gcstaltung der Zukunft. Die freikirchlichen Abteilungen des Prote stantismus sind bedeutend missionseifrigcr als die statskirchlichen,